MAN WUNDERT SICH…ÜBER FOOD-FANATIKER*INNEN

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DIE MAROTTEN DER MENSCHEN IRRITIEREN UNSEREN KOLUMNISTEN CORNELIUS POLLMER JEDEN MONAT. DIESMAL FRAGT ER SICH, WARUM ER BEIM ESSEN BEVORMUNDET WIRD

FOTO: CHELSEA VICTORIA/STOCKSY

Nach neuesten Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft gehen nicht nur Essen und Liebe durch den Magen, sondern auch Schlaumeierei und Rigorismus. Früher gab es das nur an Weihnachten, dass Oma und Onkel schon beim Hallo sagten, man sei viel zu dünn und müsse die Ernährung sofort und komplett auf Rouladen umstellen. Inzwischen erzählen alle möglichen Leute ungefragt, was sie wie und wann essen und warum. Mir jedenfalls ist es mehr als einmal passiert, dass ich mich nach einem langen Tag im Restaurant auf eine große Portion Quatsch mit Soße freute – statt in einer lebensfrohen Runde unter Freund*innen beim Italiener fand ich mich dann aber wieder in einem spontan improvisierten Proseminar. Es wurde über Weißmehl gesprochen, als hieße so ein furchtbarer Warlord, der bereits ganze Völker ausgerottet hätte. Selbst meine Freundin Lina unterrichtete mich über die basische Wirkung von Kaliumcitrat. Offenbar hatte sie über Nacht umgeschult, von Steuerfachangestellter auf Biochemikerin.

Pommes ist Seelensuperfood

Ich höre mir solche Vorträge im Grunde gern an. Wenn Leute mit lichterloher Freude von gedünstetem Gemüse oder den Körnungsgraden ihrer Siebträgerkaffeekrümel berichten, denke ich: Ist doch schön, wenn jemandem etwas wichtig ist im Leben. Was ich aber nicht verstehe, ist der missionarische Eifer, mit dem Menschen ihrem Umfeld aus ihrem Speiseplan berichten: Das Umfeld bin nämlich oft genug ich. Und ich will weder zum Ovo-Vegetarismus konv

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