Rosi (86) & Renate (82): Diese „Turn-Omis“ bringen alle zum Staunen

Das Schönste auf der Welt? „Vielleicht ein Synchron-Salto“, ruft Roswitha Wahl. Neben ihr rennt auch Renate Recknagel los. Anlauf, Sprung und schwups landen die beiden wieder auf der weichen blauen Matte. „Für eine Millisekunde schwerelos zu sein, das ist einfach toll.“ Siebter Turnerinnenhimmel sozusagen. Die beiden sind ständig drin. Zweimal in der Woche trainieren sie. Ein Leben ohne die Turnstunden in der Halle vom Sportverein Bremen 1860 können sich die Freundinnen nicht mehr vorstellen. Kein Wunder: Sie sind ewig dabei. Mit 86 und 82 sind Rosi und Renate die ältesten Synchronturnerinnen Deutschlands. Vermutlich sogar der Welt.

Knirscht es nie in den Gelenken? „Klar gibt’s auch mal Tage, wo wir nicht so gut drauf sind“, sagt Renate, als sie sich einen Moment vom Schulterstand erholt. „Aber gerade dann machen wir Sport. Nach der Trainingsstunde sind wir besser gelaunt!“

Die Leidenschaft fürs Kunstturnen beginnt bei Renate im Alter von sieben Jahren. Später dann unterrichtet sie den Nachwuchs, ist auf der Suche nach neuen Talenten – und findet Heidi, Rosis Tochter. „Und mich hat sie da gleich mittrainiert“, erzählt Rosi und lacht. Ein paar Jahre üben sie damals gemeinsam, dann kommt das Leben dazwischen.

So richtig „ernst“ wird es auf der Matte und am Barren erst wieder, als sie schon über 50 sind. Da schließen sie sich einer Geräteturn-Gruppe für Seniorinnen an. Rosi erzählt: „Zehn Jahre hatte ich da keine Vorwärtsrolle mehr gemacht. Mir wurde ganz schön schummerig!“

Aber der Spaß, riesengroß, ist sofort wieder da. Und der Ehrgeiz auch. Schnell nehmen die Frauen an Wettkämpfen teil, stehen regelmäßig bei den deutschen Senioren-Meisterschaften in ihrer Altersgruppe auf dem Treppchen. Renate seit ihrem 50. Lebensjahr 13 Mal ganz oben, Rosi sieben Mal. „Und sechs Mal war ich Zweite“, sagt sie stolz.

Aber das Größte ist es für die beiden, synchron zu turnen.