Lesebrille statt Kondome

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KOLUMNE

Natürlich ist alt zu werden besser, als jung zu sterben, trotzdem hadert bella-Kolumnistin Birte Kaiser mit den Begleiterscheinungen

FOTOS: GUNNAR GELLER, ADOBE STOCK (2)

Der Radiomoderator kündigt den nächsten Song an und sagt, dass das Lied früher ein Megahit war. „Waterloo“ von ABBA, denke ich. Oder Marianne Rosenberg mit „Er gehört zu mir“. Beides falsch. Es kommt „Oops! … I Dit It Again“ von Britney Spears. Das soll früher sein? Definiere früher! Frechheit!

Es gibt Momente, in denen fühlt man sich auf einen Schlag alt. So, als wenn einem plötzlich auffällt, dass man in der Drogerie irgendwann nicht mehr verschämt vorm Regal mit den Kondomen steht, sondern vor dem Ständer mit den Lesebrillen. Oder wenn die Friseurin zu einem „frechen Kurzhaarschnitt“ rät. Oder man bei H&M nichts mehr findet. Oder man bei der Versicherung ungefragt den „Best-Ager-Tarif“ bekommt. Oder wenn man im Bus sitzt, der alten Dame, die gerade eingestiegen ist, seinen Platz anbieten will und dann merkt, dass man mit der zusammen zur Schule gegangen ist.

„Alt werden wollen alle, alt sein keiner“, an dem Spruch ist wirklich was dran. Und dabei habe ich noch nicht mal angefangen, mich über Bandscheibenvorfälle, Schulterschmerzen und diese komischen Stöhn-Geräusche auszulassen, die man seit ein paar Jahren macht, wenn man aus einem tief liegenden Auto aussteigt.

Oder über Schlafprobleme. Mit denen scheinen ja vor allem Frauen zu tun zu haben. So richtig verlässlich klappte die Sache mit dem Schlafen bei mir zwar noch nie (seit den Kindern habe ich einen so leichten Schlaf, dass ich schon aufwache, wenn irgendwo in der Wohnung eine Socke zu Boden fällt), aber seit einiger Zeit bin ich echt genervt von meinem Körper. Um spätestens acht bin ich müde wie ein Stein. Um halb neun finde ich, dass e