Der Mörder von nebenan

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Krimi-Kurzgeschichte

Frau Gerber beobachtet, wie ihr Nachbar nachts eine Frauenleiche in den Kofferraum lädt. Das Kommissariat nimmt Ermittlungen auf. Doch die Untersuchung des Autos bringt zunächst kein Ergebnis …

Maria Gerber nahm ihren Hund an die Leine und trat auf die Straße. Es war erst vier Uhr morgens, aber seit der kleine Tobi diese Blasenentzündung hatte, musste er ständig raus, auch nachts. Gleich an der Ecke hob er das Bein. Frau Gerber, die plötzlich Geräusche in der Einfahrt zum Nachbarhaus hörte, lugte über den Zaun, um zu sehen, wer sich da auf dem Grundstück der Eglers zu schaffen machte.

Im diffusen Schein der Straßenlaterne erkannte sie, dass es Egler selbst war. Er trug seine Lebensgefährtin über der Schulter, wuchtete sie in den Kofferraum, schloss ihn dann, setzte sich ans Steuer und startete. Schnell verbarg sich Frau Gerber hinter einem parkenden Auto, Egler bog auf die Straße ein und brauste Richtung Münchner Landstraße davon.

Kriminaloberkommissarin Frey hatte sich die Geschichte von Frau Gerber aufmerksam angehört. „Und Sie sind sicher, dass diese Frau Brückner tot war?“

Maria Gerber zuckte die Schultern. „Jedenfalls hing sie wie leblos da über dem Rücken des Kerls. Außerdem sah ich Blut auf ihrem Kopf.“

„Hm“, machte Nelly Frey, verließ das Zimmer und kam mit ihrem Kollegen Reinhold Mann zurück. „Dann bitte, Frau Gerber, noch mal von vorne. Erzählen Sie alles, jede Kleinigkeit könnte von Belang sein ...“

Martin Egler brach in schallendes Gelächter aus. „Mit Verlaub, aber diese angebliche Zeugin muss geträumt haben. Frau Brückner wohnt schon seit zehn Tagen nicht mehr bei mir, wir haben uns nämlich getrennt. Außerdem war mein Wagen gestern in der Werkstatt, ich habe ihn erst heute Mittag abgeholt.“

„Bei welcher Autowerkstatt war Ihr Wagen denn?“

„Autowerkstatt Seidel.“

„Wir werden das nachprüfen – und wo können wir Frau Brückner erreichen?“

Egler zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „Gar nicht. Sie ist in Schweden bei einem Mann, mit dem sie noch einmal ganz von vorne anfangen will.“ „Name? Adresse?“

Er lachte. „Also wirklich – keine Ahnung! Wir haben uns schon lange keine Rechenschaft mehr abgelegt über unsere Beziehungen, erst recht nicht seit unserer Trennung.“

„Dürfen wir uns mal in Ihrem Haus umsehen?“, fragte Reinhold Mann.

Eglers Backenmuskeln spielten. „Nein“, sagte er, „wüsste nicht wozu das gut sein sollte.“

Als sie im Wagen saßen, sah Nelly Reinhold an. „Hast du‘s auch bemerkt? Als wir nach Frau Brückner fragten, ist er mächtig nervös geworden.“

Reinhold Mann nickte. „Kleine Schweißperlen auf seiner Oberlippe. Er war nicht wirklich so gelassen wie er tat.“

Maria Gerber zuckte