Schon vor 50 Jahren konnten Passagiere in der Concorde schneller als der Schall reisen – doch der gewaltige Überschallknall sorgte letztlich für ihr Aus. Jetzt will die NASA mit dem Low Boom Flight Demonstrator ein neues, flüsterleises Zeitalter einläuten. Was das mit einer Peitsche zu tun hat? Lesen Sie hier …
MARCUS DUROLDT
WIE BRINGT MAN EINEN
Der Jet drückt minimal nach unten, kaum merklich – der sogenannte Mach Tuck. Kein Wackeln, kein Geräusch, nichts.” So beschreibt der Pilot Jim Guibault den Moment, wenn er die Schallmauer durchbricht. Ganz anders das Erleben am Boden: Mit einer mittleren Lautstärke von 105 Dezibel übertrifft der Knall sogar den Donner eines nahen Gewitters. Doch während ein überschallschneller Pilot seinem eigenen Knall entflieht und deswegen nichts davon hört, kann die von ihm erzeugte Schockwelle Glasscheiben auf der 20 Kilometer tiefer gelegenen Erdoberfläche zerbrechen lassen. Dieser Donner bedeutet letztlich das Aus für das erste kommerzielle Überschall-Passagierflugzeug der Erde: Die US-Luftfahrtbehörde verbietet 1973 die zivile „Knallerei”, die „Concorde“ darf nur noch über dem offenen Meer richtig Gas geben, was ihren Betrieb schließlich unwirtschaftlich macht. Doch was passiert da eigentlich, wenn es knallt? Und wie lässt sich die Physik austricksen?
„200 MILLISEKUNDEN. NUR DARUM GEHT ES.“
Tatsächlich erzeugen ein Überschall-Jet, ein Blitzschlag und sogar eine Peitsche den Knall nach dem gleichen Prinzip: Luft wird angestoßen, kann dabei aber nur maximal mit Schallgeschwindigkeit ausweichen, also rund 343 Meter pro Sekunde. Reicht das nicht, steigt plötzlich der Luftdruck kegelförmig um das Objekt herum stark an (Grafik rechts oben). Das ist die sogenannte Schallmauer. Diese extreme Druckschwankung entlang des Kegels hören wir am Boden in einem etwa 50 Kilometer breiten Streifen als Knall, den ein Jet wie eine Schleppe hinter sich herzieht. Das he