WINTER IST, WAS WIR DRAUS MACHEN

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Aktuell ist die Nordhalbkugel von Schnee, Frost oder zumindest kälteren Temperaturen geprägt. Die Tierwelt hat jetzt zwei Möglichkeiten: Das Ganze bis zum Frühling zu verschlafen oder Zähne, Schnabel oder entsprechende Kauwerkzeuge zusammenbeißen und mit genialen Tricks dem Winter zu trotzen. Und das gelingt nicht nur denen, die einen dicken Pelz tragen …

A. KESSLER

WUNDER NATUR

Apodemus sylvaticus /// Waldmaus

IST HIER NOCH EIN ZIMMER FREI?

Waldmäuse haben im Winter die Wahl: Entweder sie bleiben in ihrem Naturlebensraum – das sind neben dem Wald auch Felder oder Gärten – und zehren von akribisch angesammelten Nuss-Vorräten. Oder sie verlegen ihr Betätigungsfeld in Richtung menschliche Behausung. Viele der extrem anpassungsfähigen Tierchen entscheiden sich für letztere Variante – und treffen beim Einzug in ihre neuen vier Wände oft unweigerlich auf die Hausmaus. Hier vollzieht sich eine Art Kultur-Clash: Anpassungsfähiger, kletterbegabter und hochsozialer Naturbursche trifft auf bequemen Indoor-Typen, der am liebsten für sich ist und sich nicht weiter anstrengen muss, weil ja immer etwas Essbares herumliegt. In Mausefallen tappen, vergiftete Köder fressen, sich von der Katze erwischen lassen – ein No-Go für die wachsame Waldmaus. Im Frühling verschwindet sie lieber wieder ins Freie – eine Maus hat schließlich auch ihren Stolz.

Bubo scandiacus /// Schnee-Eule

ICH SITZE DIE KÄLTE EINFACH AUS Sie sieht aus wie eines von vielen verschneiten Hügelchen in den Weiten der arktischen Tundra – bis sie den Betrachter aus gelben Augen ansieht und kurz im Kopf überschlägt, ob sich das Aufstehen wirklich lohnt. Denn für etwas anderes als einen Lemming oder anderes Nagegetier erhebt sich die Schnee-Eule ungern von ihrem Platz. Dort pflegt sie stundenlang reglos zu verharren und überblickt das Terrain im weiträumigen 270-Grad-Winkel. Ein nahezu lückenloses Federkleid von Kopf bis Kralle (inklusive Schnabel!) wie die eher eulenuntypische Eigenschaft, bis zu 800 Gramm Fett als Wärmespeicher anzusetzen, machen Kälte bis minus 56 Grad Celsius erträglich – das schafft kein anderer Vogel. Mangels Bäumen oder ähnlichen Rückzugsorten stellt Bubo scandiacus geringe Ansprüche an den Nestbau – eine flache Kuhle im Boden muss für den Nachwuchs reichen. Bleiben die Nager aus, schwingt sich die Eule dann doch zu erstaunlichen Distanzflügen nach Süden auf – in sehr kargen Zeiten sogar bis nach Florida, wo sie ihren Ausguck auf Palmen einnimmt.

1600 Lemminge im Jahr müsse

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