„Wir bauen unser späteres Zuhause selbst“

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Viele fragen sich, was sie mal machen sollen, wenn sie alt sind. Ulrike (62) und Axel Everding (64) haben eine sehr ungewöhnliche Lösung gefunden

Axel und Ulrike Everding sind stolz, dass sie gemeinsam ihr eigenes Seniorenheim aufgebaut haben
Fotos: Gunnar Geller

Beim Thema Seniorenheim denkt man nicht direkt an Freizeitbeschäftigung – doch genau das ist es für Ulrike und Axel Everding. 2015 gründeten sie das Seniorendomizil Haus Charlotte in Stadtoldendorf bei Hannover. „Mein Mann und ich haben noch andere Jobs – und immer, wenn wir Zeit haben, fahren wir ins Heim“, erklärt die 62-Jährige.

Ulrike macht die Heimleitung, ihr Mann kümmert sich um Buchhaltung. Und nebenbei packen die beiden immer dort an, wo sie gerade gebraucht werden. Als wir das Seniorendomizil heute besuchen, treffen wir Axel Everding bei der Essensausgabe an. „Wenn Not am Mann ist, bin ich auch schon mal Mädchen für alles, helfe in der Küche aus“, erzählt er.

Dass sie Spaß an ihrem Hobby haben, merkt man direkt. Auch wenn dieser Tag aufgrund von Krankheitsausfällen stressiger ist, bleiben sie gut gelaunt, witzeln mit den Bewohnerinnen.

In schweren Zeiten waren Axel und Ulrike füreinander da

Die Idee, ein eigenes Heim zu eröffnen, kam den beiden vor zehn Jahren. „Was machen wir, wenn wir alt sind?“, fragten sich die beiden damals, als die eigenen Eltern pflegebedürftig wurden. Da das Paar keine Kinder hat, gibt es niemanden, der sie später mal unterstützen könnte.

Durch Zufall ging damals das ehemalige Krankenhaus in Stadtoldendorf insolvent. „Was ist, wenn wir einige Räume übernehmen und so auf- und umbauen, wie wir es einmal haben wollen, wenn wir alt sind?“, dachte sich Axel Everding. Gesagt, getan. In Windeseile kümmerte das Paar sich um alle Anträge und mietete eine Etage mit zunächst nur 16 Betten.

Doch leider lief es anfangs nicht gut für die Everdings, vor allem die Bürokratie machte ihnen zu schaffen. „Dazu kam, dass wir in Stadtoldendorf fremd waren, unseren Platz erst mal finden mussten“, erklärt Ulrike. Zwischenzeitlich überlegten sie, aufzugeben – entschieden sich aber dagegen. „Wir wussten, dass unser Konzept gut war – und haben uns gegenseitig Mut gemacht“, erzählt Axel. „Allein, ohne meinen Mann, hätte ich das nicht geschafft“, ergänzt seine Frau. Letztendlich schweißte das gemeinsame Hobby das Paar noch enger zusammen.

Ulrike Everding sucht stets den engen Kontakt zu den Bewohnern – hier ist sie im Gespräch mit Barbara König
Die Damen im Seniorenheim fühlen sich wohl, verbringen gern Zeit am digitalen Spieltisch

Mit der Zeit wuchs das Power-Duo an seinen Aufgaben, gewann das Vertrauen der Bewohnerinnen und des Personals. Inzwischen besteht die Einrichtung aus drei Wohnbereichen, 48 Menschen leben hier, 35 Mitarbeitende

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