Tagesspiegel Kunst
4 September 2015

Wir träumen von einem Wort Wenn man derzeit mit Künstlern spricht oder versucht, über sie zu schreiben, taucht oft ein Problem auf: Es ist unmöglich, ihr Tun mit einem Wort zu bezeichnen. Maler arbeiten mit Pinsel und Leinwand, meist arrangieren sie aber auch Gemälde im Raum, bauen Installationen und schwirren in viele andere künstlerische Disziplinen aus. Maler soll man sie deshalb nicht nennen, Multimediakünstler aber auch nicht. Andere finden ihren Ausdruck im Tanz, treten aber meist in Galerien und Museen auf. Sie möchten aus Gründen der Konsistenz weder Tänzer noch bildende Künstler genannt werden. Performer aber auch nicht. Als Journalisten behelfen wir uns mit unbequemen Wortstapeln, schreiben vom »Tänzer, Maler, Bildhauer und Schriftsteller«, der an dieser oder jener Stelle etwas getan hat. Und es sind ja nicht nur die Künstler, die in multiplen Rollen unterwegs sind. Auch die Institutionen üben sich in Entgrenzung. Im Theater dauern die Vorstellungen zwölf oder 24 Stunden und die Zuschauer können kommen und gehen, wie sie wollen. Museen hingegen bieten Vorstellungen wie im Theater und lassen zu jeder vollen Stunde nur zehn Leute hinein. Oder das andere Extrem. Man bleibt gleich über Nacht. In dieser Ausgabe von »Tagesspiegel Kunst« tragen wir der Entgrenzung der Künste Rechnung, wir stellen Ihnen Grenzüberschreiter vor, wir führen Sie in Graubereiche der Kunst, wir vermischen Bühne, Museum und Architektur. Aber alles dreht sich um Berlin. Schauen Sie mal, was in dieser hybriden Stadt los ist! Viel Spaß mit der Kunst! Birgit Rieger & Christiane Meixner, Redaktion

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