»Es muss zeitlich gebundene Reduktionsziele geben«

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Um die Flut an Plastikmüll einzudämmen, braucht es klare Regeln, sagt die Meeresbiologin Melanie Bergmann. Sie fordert, die Produktion zu deckeln und Inhaltsstoffe zu beschränken.

ELIZABETH ELLENWOOD

8,3 Milliarden Tonnen Plastik hat die Welt nach aktuellen Schätzungen zwischen 1950 und 2015 hergestellt. Jedes Jahr kommen mehr als 460 Millionen Tonnen hinzu, wobei die Produktion laut Wirtschaftsprognosen in den kommenden Jahren sogar stark ansteigen soll. Die Auswirkungen sieht man weltweit: Kein Ort der Erde ist mehr frei von Plastikabfall, mit fatalen Folgen für Menschen, Tiere und Ökosysteme. In einer beispiellosen Aktion haben sich die Vereinten Nationen daher im März 2022 geeinigt, ein internationales Plastikabkommen zu schaffen. Das ehrgeizige Ziel: die weltweite Flut von Plastikmüll zu beenden. Vom 13. bis zum 19. November 2023 lief in Nairobi die dritte von fünf Verhandlungsrunden. Die Tiefseeforscherin Melanie Bergmann, die am Alfred-Wegener-Institut seit mehr als zehn Jahren zu Kunststoffmüll forscht, erklärt im Gespräch mit »Spektrum.de«, was ein wirksames Abkommen aus Sicht der Wissenschaft leisten muss.

Sie verhandeln in Nairobi mit über ein globales Plastikabkommen. In welcher Rolle sitzen Sie am Verhandlungstisch?

Ich bin Teil der deutschen Delegation und begleite die Verhandlungen als Wissenschaftlerin. Gleichzeitig bin ich Teil des Netzwerks Scientists' Coalition for an Effective Plastics Treaty, das wir aufgebaut haben. Darin finden sich mehr als 300 Forschende aus verschiedenen Ländern mit sehr unterschiedlicher Experti se. Wir wollen dafür sorgen, dass sich die Diskussionen an unabhängigen wissenschaftlichen Fakten orientieren. In Zukunft braucht es auch ein Expertengremium mit unabhängigen Forschenden. einen Platz an diesem Verhandlungstisch haben und gehört werden, denn was dort entschieden wird, bestimmt ihr täglich Brot mit. Ihre Stimme ist wichtig für eine gerechte Transformation.

Wer diskutiert sonst noch mit?

Einerseits Industrievertreter, einige davon haben sich zur Business Coalition zusammengetan. Sehr stark sticht dabei der American Chemistry Council hervor –bei der zweiten Verhandlungsrunde [im Juni 2023, Anm. d. Red.] hat er sich nach eigenen Aussagen jeden Tag mit der amerikanischen Delegation getroffen. Andererseits sind verschiedenste NGOs dabei, darunter Greenpeace oder WWF. Dazu kommen Verbände aus dem Gesundheitsbereich sowie von Abfallsammlern und indigenen Völkern. Ein nicht unwesentlicher Teil des Abfalls der Industrieländer wird in andere Staaten in Afrika und Asien exportiert, wo ihn dann Menschen auf riesigen Müllbergen händisch sortieren. Diese Menschen leisten einen Großteil unseres Recyclings. Deshalb ist es wichtig, dass sie

Wann sind die Verhandlungen für Sie ein Erfolg?

Ganz wichtig aus wissenschaftlicher Sicht ist

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