Was beim Plastikabkommen auf dem Spiel steht

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Bei der zweiten Verhandlungsrunde zum Plastikabkommen in Paris stritten Delegier te über mehr Recycling und weniger Müll. Meeresforscher wissen: Mit noch mehr Mikroplastik im Wasser könnten ganze Ökosysteme an ihre Grenzen kommen.

Plastikflaschen und -tüten sind die sichtbarsten Zeichen für den Müll im Meer. Die winzigsten Teilchen jedoch, das Mikroplastik, richtet durch seine Allgegenwar t vermutlich noch mehr Schaden an.
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Wie ein extravagantes Armband aus grüngoldenen Kristallen sieht die Eisalgenkolonie aus, die unter dem arktischen Meereis wächst. Melosira arctica ist zentraler Baustein im Ökosystem des Arktischen Ozeans, in manchen Jahren ist sie für annähernd die Hälfte der dort produzierten Biomasse verantwortlich. Oft wächst sie in großen Kolonien an der Unterseite des Meereises. Manche verflechten sich zu schleimigen, gelblich-grünlichen Matten, andere Kolonien schweben als Klumpen im Wasser.

Wer einen solchen Klumpen unter das Mikroskop legt, wird heutzutage fast unweigerlich auf die Spuren des Plastikzeitalters stoßen, sogar hier, in einer der abgelegensten Region der Erde: Denn in den Melosira-Kolonien findet sich zehnmal mehr Mikroplastik als im umgebenden Meerwasser. Es sind rund 31 000 Partikel pro Kubikmeter – oder noch viel mehr, wenn man auch jene Teilchen mitzählen würde, die so klein sind, dass sie nur mit speziellem Equipment aufgespürt werden können.

Mikroplastikpartikel haben definitionsgemäß eine Größe zwischen 1 und 5000 Mikrometern, das sind fünf Millimeter. Sie stammen aus Zigarettenfiltern, von Autoreifen, aus Kosmetik und Kleidung, von Industrieabfällen sowie dem Zerfall größerer Objekte. Und sie sind überall. Fachleute schätzen ihre Zahl weltweit auf 170 Billionen Stück.

Und es ist kein Ende in Sicht: Nach einer OECD-Studie könnte sich der Plastikmüll bis 2060 schlimmstenfalls verdreifachen. Über 460 Millionen Tonnen Kunststoffe sind es jetzt schon, die Jahr für Jahr hergestellt werden. Ein Viertel davon landet im Müll, weniger als zehn Prozent werden recycelt.

Schon lange fordern Plastikfachleute und Umweltschützer darum von der internationalen Gemeinschaft ambitionierte Zielsetzungen, um die Plastikflut einzudämmen. Machbar wäre das offenbar. So legte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen Mitte Mai 2023 einen Fahrplan vor, wie sich der Plastikeintrag bis zum Jahr 2040 um 80 Prozent reduzieren ließe. Auf dem G7-Treffen im japanischen Sapporo proklamierten die Vertreterinnen und Vertreter der Teilnehmerländer im April 2023 sogar ein vollständiges Ende des Plastikeintrags in die Umwelt bis 2040. Die Verschmutzung zähle neben der Klimakrise und dem Artensterben zu den »drei existenziellen Krisen unserer Zeit«, erklärten die Umweltminister der sieben wichtigsten Industrieländer.

Doch was ist der besse

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