Schlechte Luft im trauten Heim

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SPRINGERS EINWÜRFE

Die Atmosphäre ist nicht überall gleichermaßen mit Schadstoffen belastet. In Innenräumen ist das Atmen oft ungesünder.

ALEX POTEMKIN / GETTY IMAGES / ISTOCK

E igentlich stehen wir in puncto Luftqualität gar nicht schlecht da. Wir hören vom Smog in fernen Millionenstädten Indiens und Chinas, aber vor der Haustür sollen uns ja demnächst Elektroautos von Abgasen verschonen. Nur selten heißt es, man möge wegen eines Chemieunfalls daheimbleiben und alle Fenster schließen. Falls draußen tatsächlich mal dicke Luft herrscht, erleben wir immerhin unsere Wohnung als das letzte ökologische Refugium, als sichere Burg inmitten einer global bedrohten Umwelt.

Aber längst nicht überall ist der Aufenthalt drinnen gesünder als draußen.

Michael Springer ist Schriftsteller und Wissenschaftspublizist. Seit 2005 betreut er die Kolumne »Springers Einwürfe« in »Spektrum der Wissenschaft«.

Milliarden Menschen bereiten ein Leben lang ihre Nahrung über offenem Feuer in den eigenen vier Wänden zu und inhalieren unfreiwillig die aufsteigenden Verbrennungsrückstände. Alles in allem hat die Luft in Innenräumen nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2020 mehr als drei Millionen Tote gefordert – fast noch einmal so viele wie die schlechte Luft im Freien.

Was tun gegen die hinterhältige Menschheitsgeißel? Zunächst einmal Daten sammeln, mahnt der Brite Christopher J. M. Whitty, als Chief Medical Officer for England so etwas wie der oberste Amtsarzt und Regierungsberater. Zusammen mit Alastair C. Lewis, Professor für Atmosphärenchemie an der University of York, und Deborah Jenkins, Beraterin am britischen Gesundheitsministerium, hat er ein Forschungsprogramm und mögliche Maßnahmen skizziert.

In wohlhabenden Ländern wie England oder Deutschland wird zwar kaum noch mit Kohle geheizt, aber dafür kam in den vergangenen Jahrzehnten Kaminholz in Mode – was die Belastung durch Feinstäube erhöhte. Auch kennt, wer einmal auf den Britischen Inseln weilte, die Gasöfen, die oft ein flackerndes Kaminfeuer imitieren und Stickoxide emittieren. Möbel setzen chemische Schadstoffe wie Formaldehyd frei, und das Radon im Baugrund strahlt radioaktiv. All die für sich genommen geringen Belastungen addieren sich mit der Zeit nennenswert. Für die Luftqualität drinnen gibt es keine verbindlichen Grenzwerte.

Die Gesundheit der Bewohner hängt stark von ihrem Ein

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