Drinnen kühl, draußen heiß

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KLIMAANLAGEN

Nachts stoßlüften und den Pyjama in den Kühlschrank legen? Vielen reicht das nicht. Die Zahl der Klimageräte in Privathaushalten steigt. Doch die Klimatechnik heizt den Planeten noch weiter auf. Forscher suchen nach Lösungen.

Die moderne Klimaanlage ermöglichte es Orten wie Singapur überhaupt erst, zur Industriemetropole zu werden.
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D ie Luft steht zwischen den Häuserblöcken New Yorks, die Menschen ächzen unter den schwülwarmen Temperaturen. In jenem Sommer des Jahres 1902 erfindet der junge Ingenieur Willis Haviland Carrier ein Gerät, das manch einem rückblickend als Wundermaschine erscheinen mag, die die Welt verändert hat: die moderne Klimaanlage. Carrier nimmt dazu einen Heizkörper und lässt Luft zwischen den mit kaltem Wasser gefüllten Rohren hindurchströmen. Weil daran die feuchtwarme Luft kondensiert, entzieht das Gerät der Luft Feuchtigkeit.

Katharina Menne ist Redakteurin für Physical Sciences und Biologie.

Und: Ganz nebenbei kühlt es sie auch noch. Das Patent auf seinen Geistesblitz meldet der Erfinder im Jahr 1906 als »Apparat zur Behandlung von Luft« an. Das von ihm 1915 gegründete Unternehmen »Carrier« gehört heute zu den weltweit größten Herstellern von Kälteanlagen aller Art. So wird die Geschichte des »Father of Air Conditioning« vielfach im Netz erzählt.

Doch leider hat Carriers Erfindung unschöne, fast ironische Nebenwirkungen: Klimaanlagen kühlen Zimmer, aber erwärmen die Welt. Mehr als 10 Prozent des globalen Strombedarfs gehen bereits heute auf das Konto von Klimatechnik, um Gebäude zu kühlen. Tendenz steigend. Zudem enthalten Klimaanlagen oft umwelt- und klimaschädliche Kältemittel. Gleichzeitig nehmen global die Hitzetage zu, der Bedarf an kühlen Rückzugsorten steigt. Prognosen gehen davon aus, dass ab dem Jahr 2030 weltweit mehr Energie zum Kühlen als zum Heizen benötigt wird. Ein echtes Dilemma. Forscherinnen und Forscher tüfteln daher daran, die Klimatechnik nachhaltiger, umweltfreundlicher und effizienter zu machen.

Dabei hatte die Geschichte der Klimaanlage so vielversprechend begonnen. Ihr Siegeszug machte die Menschen im Sommer produktiver, weil man in kühlen Räumen konzentrierter arbeiten kann.

GRÜNE FASSADEN | Pflanzen an Wänden und auf Dächern von Gebäuden wie hier in Mailand, Italien, verbessern das Mikroklima, weil sie Schatten werfen und Verdunstungskälte erzeugen.
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Einst unwirtliche Lebensräume in tropischen und subtropischen Gegenden ließen sich plötzlich erschließen. Es entstanden Industriemetropolen wie Dubai oder Singapur an Orten, an denen es zuvor zu schwül und zu heiß war, um in geschlossenen Werkhallen stundenlang schweißtreibende Arbeit zu verrichten. Klimageräte trieben somit auch die Globalisierung voran. Die Zahl der Hitz

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