Wer das Sagen hat

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DATENHOHEIT

Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein: In den eigenen vier Wänden fühlen wir uns zu Hause. Wie sehr uns das künftig noch gelingt, hängt davon ab, wie viel Macht wir unseren neuen digitalen Mitbewohnern geben.

RH2010 / STOCK.ADOBE.COM

Der Wecker klingelt. Aufstehen. Die intelligente Espressomaschine startet von allein. Heute gibt es für mich nur koffeinfreien Kaffee. Das hat die Maschine eigenmächtig entschieden, weil sie mit meinem Gesundheitsüberwachungssystem vernetzt ist und unter anderem meinenzuhohenBlutdruckkennt.Einsolches Zukunftsszenario fände Petra Grimm, Professorin an der Hochschule der Medien in Stuttgart, nicht wünschenswert, wie sie auf dem Kongress »Die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft« der Nationalen Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, im Jahr 2017 darlegte. In ihrem Vortrag »Mensch – Maschine« beleuchtete sie die Chancen und die Risiken der Digitalisierung. Im erwähnten Beispiel würde die Maschine die Kontrolle haben; die Entscheidungsgewalt läge nicht beim Nutzer. »Das wäre kein partnerschaftliches Mensch-Maschine-Modell«, so Grimm. Ein solches wünscht sich die Expertin für Kommunikations-und Medientheorie allerdings. Daher sähe ihre Vision eher folgendermaßen aus: Die Kaffeemaschine empfiehlt auf Grund des zu hohen Blutdrucks, heute einen koffeinfreien Espresso zu trinken.

Janosch Deeg | Der promovierte Physiker ist Wissenschaftsjournalist in Heidelberg.

Gleichwohl: Auch eine solche Empfehlung bleibt, eigenmächtig beschlossen von der Kaffeemaschine, problematisch. Denn entscheidet der Mensch auf dieser Grundlage nun tatsächlich frei? Vermutlich hängt das zum großen Teil von seiner Persönlichkeit ab. In Zukunft könnten allerdings mehr und mehr Faktoren eine Rolle spielen. Man stelle sich beispielsweise vor, die Krankenkasse hätte ebenfalls Zugriff auf die Gesundheitsdaten – und womöglich auch Informationen über den Kaffeekonsum. Technisch wäre das kein Problem. Und schon fände der Mensch sich in einer Situation wieder, in der er zwar noch selbst entscheiden darf, diese Entscheidung aber eventuell negative Konsequenzen nach sich zieht. Petra Grimm lenkt den Blick auf die Risiken, die die Entwicklung mit sich bringen kann: Eine Überwachung und die damit einhergehende eingeschränkte Privatsphäre könnten etwa zu einer sozialen Kontrolle führen und zu einer Normierung des Verhaltens – sowie letztlich gar der Manipulation und der Steuerung der Menschen dienen.

Die Gefahr, dass Menschen anhand persönlicher Daten entsprechend den Interessen beispielsweise von Konzernen oder Regierungen gelenkt und manipuliert werden können, sieht auch der Ingenieurpsychologe Paul Gerber von der Technischen Universität Darmstadt. Er ist Experte für die Gestaltung digitaler Technik, die speziell für den Privatbereich konzipiert ist. Für ihn ist es

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