ACHILLESFERSE DES SCHWARMS ENTTARNT

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HEUSCHRECKEN

Heuschreckenschwärme richten verheerende Schäden an. Vielleicht kann man die Insekten in Zukunft mit ihren eigenen Mitteln schlagen.

RUVANBOSHOFF / GETTY IMAGES / ISTOCK

Eine einzelne Heuschrecke kann wenig anrichten. Bei einem Schwarm sieht das ganz anders aus: An nur einem Tag kann ein solcher dieselbe Menge an Nahrung aufnehmen wie etwa 35000 Menschen, twitterte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).

Was bringt die Tiere eigentlich dazu, sich zu Schwärmen zu vereinigen, die Milliarden Tiere umfassen und sich über tausende Quadratkilometer erstrecken können? Eine mögliche Antwort auf diese Frage hat ein Team um die Zoologen Xianhui Wang und Le Kang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften nun gefunden: eine Chemikalie namens 4-Vinylanisol (4VA). Europäische Wanderheuschrecken (Locusta migratoria), die vor allem in Afrika, Vorder- und Ostasien Schäden in Millionenhöhe verursachen, stellen diesen Stoff offenbar her, sobald sich mehrere von ihnen zusammengefunden haben. Das lockt weitere Exemplare an, wie die Forscher beobachteten. Vielleicht, so schreiben sie in der Fachzeitschrift »Nature«, könnten ihre Erkenntnisse dabei helfen, neue Ansätze zur Vorhersage und Kontrolle von Insektenschwärmen zu entwickeln.

Heuschrecken-Lockstoff entdeckt

Bei einigen der insgesamt über 28000 bekannten Heuschreckenarten lassen sich zwei Formen unterscheiden: eine solitäre (einzeln lebende) und eine gregäre (schwarmbildende). Sind die Bedingungen günstig, schließen sich die Larven – Nymphen genannt – schon kurz nach dem Schlüpfen zu großen Schwärmen zusammen. Wegen ihres unterschiedlichen Verhaltens wurden die beiden Formen früher oft für jeweils eigenständige Spezies gehalten. Denn sie unterscheiden sich auch äußerlich: Vertreter der wandernden Form sind in der Regel etwas größer, dunkler gefärbt und haben stärkere Flügel. Das ermöglicht es den Tieren, im Schwarm Hunderte von Kilometern zurückzulegen.

Die Europäische Wanderheuschrecke

EUROPÄISCHE WANDERHEUSCHRECKE | Dies ist ein gregäres Exemplar, erkennbar an der dunklen Färbung.
ANDREAS VILCINSKAS, JUSTUS-LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN

Wie ihr Name sagt, war die Europäische Wanderheuschrecke Locusta migratoria früher auch in unseren Breiten heimisch und löste Plagen aus. Bis ins 19. Jahrhundert sind in Europa noch Schwärme nachgewiesen worden. Mit der Entwässerung bestimmter Gebiete, insbesondere der Donau-Auen in Rumänien, haben sich die Bestände stark dezimiert; die Art kommt hier heute kaum noch vor. Dass sie sich hier im Zuge des Klimawandels erneut ausbreitet und zum Schädling entwickelt, gilt als unwahrscheinlich, wenn auch nicht ausgeschlossen.

Schon lange v

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