Der Kelte, DER DEN POSTEN VON PONTIUS PILATUS ÜBERNAHM

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CLAUDIUS PATERNUS CLEMENTIANUS

Heute ist Epfach ein süddeutsches Ör tchen mit rund 500 Einwohnern. Doch vor fast 2000 Jahren begann hier die Karriere eines Mannes, der Pontius Pilatus auf seinem Posten beerbte.

PORTRÄTBÜSTE DES CLAUDIUS PATERNUS CLEMENTIANUS, UM 125 N. CHR., KÄRNTEN.MUSEUM

An Karfreitag gedenken die Christen der Kreuzigung von Jesus Christus. Doch eine weitere historische Figur spielt für diesen Tag eine nicht minder bedeutsame Rolle und ist vielleicht ebenso bekannt wie der Gekreuzigte. Der Mann, der als Verkünder des Todesurteils unglücklich in die Ereignisse vor 2000 Jahren verwickelt war: der römische Statthalter Pontius Pilatus. Kaum bekannt ist jedoch, dass keine 100 Jahre später ein aus dem heutigen Süddeutschland stammender Mann mit keltischen Wurzeln die Nachfolge des Präfekten im Heiligen Land antrat: Claudius Paternus Clementianus.

Über Paternus ist wesentlich mehr überliefert als über seinen prominenten Amtsvorgänger. Die Daten zeichnen eine Lauf bahn, die Claudius Paternus Clementianus durch weite Teile des Römischen Reichs führte – von seiner rätischen Heimat an die Nordseeküste bis nach Judäa im heutigen Israel. Der Sohn einer alteingesessenen Familie aus dem Lechtal machte eine klassische Karriere in den Militärzirkeln des Imperium Romanum.

Eine Venus im Gasthof bei Epfach

Die ersten Hinweise auf den Kelten im Heiligen Land fanden sich im 19. Jahrhundert: in der Gemeinde Apfeldorf bei Epfach, das heute Teil der Gemeinde Denklingen im Landkreis Landsberg am Lech ist. Dort war 1810 in einem Gasthof »eine offenbar zufällig entdeckte Venus-Statuette herumgezeigt worden«. So stand es später in der Zeitung. Im Jahr 1830 ließ der Landrichter von Schongau Lorenz Boxler dann erstmals auf dem Lorenzberg bei Epfach ausgraben. Boxler wollte weitere Objekte aus der Zeit finden, als Epfach noch Abodiacum hieß und eine bedeutende Siedlung der römischen Provinz Rätien war. Seine Hoffnung war nicht unbegründet, denn in der Antike kreuzten hier, durch die Flussschleife des Lechs geschützt, zwei wichtige Fernverbindungen: die Claudia Augusta, die über die Alpen und Augusta Vindelicum (Augsburg) bis zum Kastell Submuntorium (Burghöfe) bei Donauwörth reichte; und eine Straße, die in Ost-West-Richtung von Iuvavum (Salzburg) über Cambodunum (Kempten) nach Brigantium (Bregenz) verlief.

Kein Wunder also, dass die Römer bereits bei der Eroberung des Alpenvorlands 14 v. Chr. auf dem strategisch günstig gelegenen Lorenzberg einen ersten Militärposten errichtet hatten. Zur Mitte des 1. Jahrhunderts entstand am Fuß des Hügels die Zivilsiedlung Abodiacum, die bis zum Einfall der Alemannen im 3. Jahrhundert existierte. Danach zogen sich die Einwohner auf den befestigten Lorenzberg zurück und verbauten dort jede Menge Steinblöcke aus der aufgegeben

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