Wie finden wir die Wahrheit im Internet?

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Wer im World Wide Web surft, sollte mit Quervergleichen überprüfen, wie zuverlässig die gebotenen Informationen sind. Doch mitunter führt das erst recht in die Irre.

Michael Springer ist Schriftsteller und Wissenschaftspublizist. Eine Sammlung seiner Einwürfe ist 2019 als Buch unter dem Titel »Lauter Überraschungen. Was die Wissenschaft weitertreibt« erschienen.

Kürzlich sagte die Apothekerin, als ich mir Medikamente abholte: Sie haben doch irgendwas mit Wissenschaft zu tun – ich bin da sehr skeptisch, zum Beispiel soll es die Mondlandung nie gegeben haben.

Wie hartnäckig sich solche Mythen halten, ist schon erstaunlich. Wenn ich »Mondlandung Fake« google, bekomme ich seitenweise seriöse Quellen angezeigt, die sich geduldig mit den Behauptungen der Leugner auseinandersetzen. Also scheint das Internet auf den ersten Blick gar nicht der Hauptverteiler der munter grassierenden Irrlehren zu sein.

Gewiss, nicht alle Quellen sind gleichermaßen zuverlässig, und eine sensationelle Meldung wie »Der Urknall fand nie statt« findet mehr Aufmerksamkeit als eine weitere Erhärtung des kosmologischen Standardmodells. Am besten also, man geht der vermeintlichen Sensation auf den Grund, indem man ein bisschen im Internet recherchiert. Dann wird sich schon die Spreu vom Weizen sondern.

Ist das so? Eine solide Studie kommt zu dem überraschenden Schluss, dass eine Internetrecherche in vielen Fällen sogar den Glauben an die Falschnachricht verfestigt.

Ein Team von Politologen um Kevin Aslett von der University of Central Florida rekrutierte via Internet tausende Versuchspersonen und konfrontierte sie mit unwahren Sensationsmeldungen – unter anderem im Juni 2020 mit der alarmierenden Behauptung »Den USA droht eine künstlich erzeugte Hungersnot, da Covid-Lockdowns und Impfpflicht im Winter zu massiver Nahrungsknappheit und Unruhen führen könnten«. Die Testpersonen sollten solche Nachrichten einstufen: wahr, falsch oder unentschieden. Anschließend trug man ihnen auf, durch Recherche im Internet den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Das verblüffende Resultat: Bei den eifrig das Netz durchstöbernden Versuchspersonen nahm die Bereitschaft, die Fake News als wahr einzuordnen, gegenüber der untätigen Kontrollgruppe um satte 20 Prozent zu. Zwar bekamen die Probanden im ersten Test nur 48 Stunden Zeit, eine taufrische

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