Fachübergreifende Forschung

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Hartwig Hanser
Redaktionsleiter
hanser@spektrum.de

Wenn man sich die allgemeinen Entwicklungen der letzten Jahre, ja sogar Jahrzehnte ansieht, scheint der Trend immer mehr in Richtung Spezialisierung zu gehen, auch in der wissenschaftlichen Forschung. Andererseits beruhen viele wichtige Fortschritte auf interdisziplinärer Zusammenarbeit: Indem Ansätze und Techniken aus anderen Bereichen übernommen und bei Bedarf angepasst werden, gelingen neue Einsichten und manchmal sogar echte Durchbrüche. Das zeigt sich auch in mehreren Beiträgen in der vorliegenden Ausgabe von »Spektrum der Wissenschaft«.

Wenn sich früher Fachleute etwa einen Überblick über die Artenvielfalt in einer Region verschaffen wollten, mussten sie mit großem Aufwand versuchen, die dort vorkommenden Tiere einzufangen oder mittels Fotografie und anderen Methoden zu dokumentieren. Mit der Etablierung von Techniken aus der Genetik wie der Polymerasekettenreaktion (PCR) zum Nachweis selbst geringster Spuren von Erbmaterial eröffnete sich eine völlig neue Möglichkeit: das Erfassen von Biodiversität mittels Umwelt-DNA (eDNA für englisch environmental DNA). Jetzt gibt die Analyse von Proben aus Luft, Wasser, aber auch Kot und ausgefallenen Haaren einen Überblick, welche Spezies sich wo aufgehalten haben – und zwar, ohne die Tiere belästigen zu müssen. Ein weiterer Weg ist die Nutzung von iDNA (invertebrate-derived DNA), bei der das Genmaterial aus Blut saugenden Parasiten gewonnen wird.

Allerdings muss man bei diesen neuen Methoden aufpassen: Wegen ihrer hohen Empfindlichkeit besteht die Gefahr, dass man durch Kontaminierung Arten nachweist, die dort in Wirklichkeit nie waren. Über solche Fallstricke und, wie man sie vermeidet, schreibt die Ökologin Asia Murphy von der University of California in Santa Cruz ab S. 40.

Einen besonders ungewöhnlichen interdisziplinärer Ansatz stellt der Ethnomathematiker Alban Da Silva von der

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