EDITORIAL

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Foto: privat

Sie wissen doch, was Besuch und Fisch gemeinsam haben? »Besuch und Fisch, drei Tage frisch«, so geht der Spruch – vielleicht das wichtigste aller ungeschriebenen Gesetze für Gäste, das davor warnt, die erteilte Gastfreundschaft nicht zu lange auszunutzen. Doch welche Regeln gelten für die andere Seite? Wie schaffen es Gastgebende, dass sich ihre Gäste willkommen fühlen und alle die gemeinsame Zeit genießen? Gastfreundschaft – darum soll es in diesem Heft gehen, ein leicht nebulöses Thema, nicht sofort greifbar, aber wir alle kennen uns damit aus, haben gute und vielleicht auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist das unbestimmte Gefühl einer Vertrautheit gepaart mit tiefer Zufriedenheit, das dafür sorgt, dass Menschen ins Gespräch kommen, im Gespräch bleiben und sich dabei wohlfühlen.

Was Gastfreundschaft ausmacht, ist schwer zu beschreiben oder zu definieren, nicht klar zu fassen, schon gar nicht messbar. Aber wir alle spüren sofort, ob sie da ist oder nicht, ob wir an einem gastfreundlichen Ort am Tisch sitzen oder eben nicht. Es funktioniert oder es funktioniert nicht. Eine gewisse Leichtigkeit gehört dazu, eine Lässigkeit, grundsätzlich ein gewisses Umsorgen, aber nicht zu viel davon, sonst wird es stressig. Immer sind guter Wille, Offenheit und eine positive Grundeinstellung die Voraussetzungen, die Fähigkeit und das Interesse aller Beteiligten an Gemeinsamkeit.

Gutes Essen und Trinken gehören natürlich dazu. Beides hält bekanntlich Leib und Seele zusammen. Und bei Tisch kommen wir dann ins Erzählen, Zuhören, Argumentieren. Das war schon immer so, wie die Geschichten im Dossier dieses Hefts zeigen. Aber heute scheint es besonders wichtig zu sein, miteinander ins Gespräch zu kommen, e