Alles andere als klassisch pfälzisch

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Heinzelmanns Winzerporträt: Weingut Eymann

Die Großeltern haben das Weingut Eymann in Gönnheim gegründet, die Eltern den Betrieb auf Bio umgestellt. Nun ist mit Vincent Eymann die dritte Generation am Zuge – er bringt nicht nur eine gewisse Weltläufigkeit ins Unternehmen, sondern auch das schon vorher gute Niveau der Weine noch weiter nach oben. Ursula Heinzelmann hat eine Auswahl des Angebots verkostet.

Ein Familienweingut in der Pfalz, nicht gerade in den Spitzenlagen, sondern eher am Rand der guten, im Irgendwo zwischen Rheinebene und Haardtgebirge. Wohnungen, Keller, Arbeitsraum organisch über die Jahre um einen Innenhof gewachsen, Geranien, Fachwerk, Buntglas. Also ein Weingut wie so viele in diesem Gebiet? Beileibe nicht. Und auch nicht erst, seitdem mit Vincent Eymann hier in Gönnheim die dritte Generation das Sagen hat. »Meine Großeltern haben den Betrieb 1961 gegründet«, erzählt der 32-Jährige. »Das war damals eine ganz klassische Straußwirtschaft mit Lewwerworscht und Schoppe.« Rothaarig, vollbärtig, im karierten Flanellhemd, Jeans und Boots strahlt er eine gewisse Weltläufigkeit aus, hin und wieder rutscht ein Anglizismus ins verhalten Pfälzische. »Meine Eltern haben dann in den späten Achtzigern übernommen. Sie waren echte Pioniere, Bio war ganz wichtig, Sekt von Anfang an ein Thema, und aus der Straußwirtschaft wurde eine Weinstube mit voller Konzession.« Die heute, mit Vater Rainer als Küchenchef und Mutter Ingeborg in der pfälzisch-gemütlichen

Alle Fotos: Lucie Greiner
Jung, anders drauf und doch traditionell handwerklich im besten Sinne: Vincent Eymann achtet im Weinberg und im Keller auf eine gute Qualität.

Stube, nicht nur moderne regionale Küche, sondern auch eine außerordentlich beeindruckende Weinkarte bietet – große Namen von Champagner über Burgunder und Bordeaux bis hin zu Rhône, Loire und Österreich. Auf einem Wandsims zeugt eine ebenso beeindruckende Litanei leerer Flaschen vom Eymannschen Genussniveau.

War für ihn immer klar, dass er nach Waldorfschule und Abi das Weingut der Eltern und Großeltern mit Begeisterung und Engagement weiterführen würde? »Nicht unbedingt«, lautet die Antwort, während die Cuvée No 420 Extra Brut aus Spätburgunder und Chardonnay im Glas perlt und nach Holzfassausbau, spontaner Vergärung, biologischem Säureabbau und 30 Monaten Hefelager fein nach Pfirsich und Mandarinen duftet, zugleich kernig und cremig wirkt und ganz zum Schluss mit rotbeeriger Säure sofort wieder zum Glas greifen lässt. »Weinbranche generell ja, aber zuerst hab ich mich mal Richtung Handel umgeschaut. Nach einem Praktikum bei Raumland habe ich dann aber doch Internationale Weinwirtschaft in Geisenheim studiert und bin 2015 zuhause eingestiegen.«

Nicht ohne vorher soviel wie möglich zu reisen, Kommiliton*innen auf anderen Weingütern zu besuche