Faszinierende Vielfalt mit Schattenseiten

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Anbau und Handel

Gewürze ver feinern nicht nur viele Gerichte, sondern mischten einst die Weltpolitik auf und galten als Statussymbol. Und schon immer rank ten sich zahlreiche My then um diese paradiesischen Pflanzen. Naomi Bosch ist ihnen auf den Grund gegangen und hat außerdem viel Wissenswer tes zur Herkunf t und Herstellung guter Gewürze zusammengetragen. der Krönungsfeierlichkeiten von Queen Elizabeth in London, zieht Agus

Foto: AdobeStock Maria Fuchs

1953 während Salim die Blicke der feinen Gesellschaft auf sich. Denn der geladene Vertreter der indonesischen Regierung zündet sich eine Zigarette an, die einen ungewöhnlich würzigen Duft verströmt – die sogenannte Kretek enthält neben Tabak auch geschrotete Gewürznelken. Als Prinz Philipp ihn fragt, was er da rauche, antwortet er: »Eure Exzellenz, was ich hier rauche, ist der Grund, weshalb der Westen die Welt erobert hat.«

Ob die Geschichte wirklich stimmt, sei dahingestellt. Aber Fakt ist: Viele Ereignisse der Weltgeschichte hängen tatsächlich mit Gewürzen zusammen. Erste Routen für den Gewürzhandel führten arabische Kaufleute schon in der Pharaonenzeit über Karawanenrouten ins antike Rom und nach Griechenland. Viele Gewürze waren so wertvoll, dass sie als Statussymbole galten. Ihr hoher Preis machte sie zu weltweit begehrten Handels- und Schmuggelprodukten. Die Sehnsucht nach der wertvollen Ware war groß.

Und das blieb auch noch lange Zeit so. Den Luxus von Nelken, Zimt, Pfeffer, Kardamom, Ingwer, Muskat & Co. konnten sich in Europa nur gehobenere Klassen leisten. Im Jahr 1393 beispielsweise war ein Pfund Muskatnuss sieben Ochsen wert. Im Konkurrenzkampf um Gewürze wurden Kriege geführt und Schiffsflotten ausgeschickt, die Pfeffer, Nelken, Muskat, Vanille,

Kardamom und Zimt nach Europa bringen sollten. »Keine andere Handelsware hat so sehr dazu beigetragen, Ost und West, Süd und Nord zu verbinden, wie die Gewürze. Gewürze bilden damit die älteste und am tiefsten reichende Wurzel der Weltwirtschaft. Weil Nelken nur auf den kleinen Inseln der nördlichen Molukken wachsen und Zimt nur auf Sri Lanka, waren zahllose Schiffe auf den Weltmeeren unterwegs, nur um diese wertvollen Gewächse zu besorgen«, schreibt Thomas Reinertsen Berg in seinem Buch »Die Geschichte der Gewürze«. Er verschweigt aber nicht, dass die europäische Gier nach Gewürzen in vielen Anbauländern zu ungeheuren Grausamkeiten führte und die sklavische Ausbeutung der lokalen Bevölkerung und Ökosysteme befeuerte.

Heute sind Gewürze durch die Liberalisierung des Handels und den Schmuggel von Pflanzen in andere Regionen zur Massenware geworden. Doch von ihrer Faszination haben sie nichts verloren. Das hat natürlich mit den verschiedenen Geschmacksrichtungen von süßlich bis brennend-scharf zu tun und den vielfältigen Möglichkeiten, die Würzmittel in der Küche einzuset