Nach langem Anlauf im Ziel

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Slow Wein

Endlich ist es soweit: Die ersten Slow Weine von vier deutschen Weingütern sind da. Was sie von anderen unterscheidet und welche Schritte die Winzer hinter sich bringen mussten, bevor sie nun mit der Schnecke für ihre Weine werben dür fen, erzählt Birgit Schumacher.

Das Timing hätte besser sein können, da sind sich alle Beteiligten einig. Winzer sind ja das ganze Jahr über gut beschäftigt. Aber die Weinlese – das ist die Zeit, wo eigentlich gar nichts mehr nebenbei geht. Die ganze Arbeit des Jahres und der wirtschaftliche Erfolg hängen schließlich davon ab, dass die Trauben zum richtigen Zeitpunkt geerntet und in den Keller gebracht werden. Da wird nur das Allernotwendigste noch nebenbei erledigt. Diesmal aber standen bei vier Weingütern noch zwei zusätzliche Termine an, die in dieser arbeitsintensiven Zeit eingeplant werden mussten. Schließlich sollte es Ende 2023 endlich die ersten Slow Weine geben. Und dafür waren eben noch zwei Schritte notwendig: die kollegiale Weingutsbegehung und die wertschätzende Verkostung.

Der Weg zu den ersten Slow Weinen war lang und von vielen Diskussionen geprägt. »Schon im Februar 2012 trafen sich gut zehn Slow-Food-Mitglieder, um eine AG Wein in der Qualitätskommission aus der Taufe zu heben«, erinnert sich Martin Wurzer-Berger, heute Vorsitzender der Wein-Kommission. »Sie sollte Leitlinien für einen Slow-Food-gemäßen Wein erarbeiten.« Gut, sauber, fair – was heißt das beim Wein und für das Weingut? Welche Grundvoraussetzungen müssen erfüllt sein? Was ist darüber hinaus wünschenswert? Im Weinberg, im Keller, aber auch im Umgang mit Mitarbeitenden, Kolleg*innen und der Kundschaft? All diese Überlegungen brauchten Zeit.

Mittlerweile sind sowohl die obligatorischen Anforderungen als auch wünschenswerte Gesichtspunkte ausformuliert (siehe Seite 40). Und klar ist auch: Alle Bedingungen zu kontrollieren, wäre ein gigantischer und finanziell kaum machbarer Aufwand. Vieles ist einfach Vertrauenssache. Immerhin sind die Weingüter, um die es geht, biozertifiziert und außerdem Mitglieder oder Unterstützer von Slow Food Deutschland, das rechtfertigt ein Grundvertrauen in die ehrliche Umsetzung der Anforderungen. Verlangt wird aber eine verbindliche Selbstauskunft zu den geforderten Voraussetzungen, die von der Öko-Kontrollstelle GfRS (Gesellschaft für Ressourcenschutz) in Göttingen stichprobenartig kontrolliert wird. Und verlangt wird darüber hinaus der konstruktive Austausch zwischen den Slow Wein erzeugenden Weingütern (eben jene anfangs genannte kollegiale Weingutsbegehung) sowie das Vorstellen und Verkosten von Slow Weinen, gedacht vor allem für die örtlichen Convivien und interessierte Slow-Food-Mitglieder, aber auch für alle anderen Neugierigen (die sogenannte wertschätzende Weinverkostung). Erst wenn alle drei Schritte gemacht sind – Selbstauskunft, ein dokumentiertes Treffen m