Für eine ganzheitliche Ernährungspolitik

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DOSSIER

Wir erzeugen Lebensmittel auf eine Art, die unser Überleben gefährdet. Das Ernährungssystem belastet Klima, Ökosysteme und auch unsere sozialen Beziehungen – die Politik muss endlich angemessene Rahmenbedingungen für die Herstellung von Lebensmitteln und für unsere Ernährungsweise setzen.

Was sich ändern muss

Die industrielle, international verkettete Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln hat die Grenzen des Erträglichen überschritten: Sie beutet Menschen aus, zerstört den Planeten, gefährdet Mensch und Tier, bevorzugt die Industrie gegenüber dem Handwerk. Und das mit Folgen, die kaum noch zu händeln sind. Klimawandel und Biodiversitätsverluste schädigen unsere Ökosysteme, zahlreiche Zivilisationskrankheiten belasten das Gesundheitssystem, aus Ausbeutung in landwirtschaftlichen Prozessen resultiert Armut. Dieser Problemberg ist so gewachsen, dass Einzelne ihnen nicht mehr angemessen begegnen können.

Über Jahre wollte vor allem die deutsche Politik diese Probleme durch Verhaltensanreize lösen. Sie ermunterte Verbraucherinnen und Verbraucher, nachhaltig und regional einzukaufen. Lebensmittelunternehmen sollten freiwillig ihre Nachhaltigkeitsbilanz verbessern, Landwirtinnen und Landwirte durch freiwillige Vereinbarungen zu ökologisch und sozial sensiblerem Arbeiten gebracht werden. Nichts davon ist wirklich falsch. Nur: Es genügt nicht.

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) bemängelte schon im Jahr 2020, dass Deutschland, anders als insbesondere skandinavische Länder, weitgehend auf politische Steuerung im Agrar- und Ernährungsbereich verzichte, zu sehr auf die Verantwortung einzelner Verbraucher*innen und zu stark auf freiwillige Schritte setze.

Illustration und Infografik: Elisabeth Deim

Mittlerweile kann man angesichts des immer weiter voranschreitenden Problembergs aus Klimakrise, Artenvielfaltskrise und sozialer Krise festhalten:

Der politische Fokus auf individuelle Verantwortung und die Weigerung der (deutschen) Politik, die Lebensmittelerzeugung nachhaltig zu gestalten, hat das mitverursacht. Dagegen hilft nur noch eine umfassende Transformation der Art, wie wir uns ernähren – angestoßen durch eine integrierte Ernährungspolitik. Eine Ernährungspolitik, die Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung zusammendenkt, die die Planetengesundheit in den Mittelpunkt rückt und gleichzeitig fair gegenüber allen Beteiligten an der Lebensmittelerzeugung ist. Die Politik muss gutes, sauberes und faires Essen für alle ermöglichen.

Pro Kopf verbraucht jed