„Wow, sie glauben an mich“

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Der Marathonsport ist Extremsport. Dies musste RUNNER’S-WORLD-Leser Moritz Klindworth beim Köln-Marathonerfahren – mit glücklichem Ausgang

01 Die Marathonstrecke führt an allen baulichen Highlights der Stadt vorbei. Hier die Kranhäuser am Rheinauhafen
FOTOS: NORBERT WILHELMI (4), PRIVAT

Mein linkes Knie schmerzt. Ich kann nicht mehr laufen, und zehn Kilometer liegen noch vor mir. Wie konnte ich glauben, einen Marathon aus der Hüfte schütteln zu können? Leichtsinnig! Wie konnte ich nur so naiv sein zu glauben, dass ich 42,195 Kilometer schon irgendwie laufen würde? Der letzte Köln-Marathon hat mir gezeigt: Der Marathonsport ist Extremsport. Läuft man nicht strikt nach Plan, wird es schmerzhaft. Aber gerade, wenn man ihn dann trotzdem schafft, ist das schon ein großer Moment, ein einzigartig schönes Erlebnis.

Beginnen wir von vorn: Köln, 1. Oktober 2023, 10:30 Uhr. Über 4000 Hobby und Profiläufer laufen gleich mit mir den Marathon. Um neun Uhr sind bereits 15 000 Läuferinnen und Läufer beim Halbmarathon gestartet. Die äußeren Bedingungen könnten kaum besser sein: Es sind 20 Grad, und es weht eine frische Brise. 60 Sekunden, 10 Sekunden, das Startsignal. Das Läufermeer setzt sich in Bewegung.

Dies ist mein zweiter Marathon nach dem Hamburg-Marathon im April. Hier in Köln kommen für mich verschiedene Herausforderungen zusammen: Es ist mein erster Lauf in einer anderen Stadt, und dieses Rennen bildet meinen Saisonabschluss. Und ich habe nicht auf den Marathon, sondern auf den zwei Wochen vorher stattfindenden Wandsbeker Halbmarathon trainiert. Schwierige Vorzeichen.

Die ersten 14 Kilometer führen am Rhein entlang. Ich bewege mich in einer großen Traube. Von links und rechts schneiden mich immer wieder Läuferinnen und Läufer. Ich fühle mich eingeengt, aber ich brauche Beinfreiheit. Also beginne ich, das Tempo anzuziehen, und überhole viele Teilnehmer. Ab Kilometer acht habe ich endlich freie Bahn. Die Konsequenz: Ich laufe viel zu schnell, und ich ahne, dass ich das auf den letzten Kilometern noch büßen werde.

Das zweite Drittel der Strecke führt durch die Innenstadt. Wie die Finger einer Hand führt der Streckenverlauf immer wieder aus der Innenstadt hinaus und ins Zentrum zurück. Die Zuschauerreihen am Streckenrand verdichten sich, und viele Anwohner schauen von den Fenstersimsen ihrer Wohnung aus zu, mit Lautsprechern, aus denen Musik dröhnt. Ich habe mein Hoch und bekomme sogar leicht feuchte Augen, so schön ist das Lauferlebnis g

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