KOPFKINO

5 min lesen

Fahrbericht GYTR-Yamaha Ténéré 700 Rally

Wenn aus einer braven Yamaha Ténéré 700 World Raid durch Yamaha-Kit-Teile von GYTR ein waschechtes Rally-Raid-Einsatzgerät wird, ist großes Kino angesagt. Gesellen sich dann noch das marokkanische Dünengebiet Erg Chebi sowie die Rallye-Helden Peterhansel und Tarres dazu, scheint der Walk of Fame nicht mehr weit.

Wenn das Wörtchen wenn nicht wär’, wär’ mein Vater Millionär. Und ich ein professioneller Motorrad-Rallye-Pilot. Da aber weder das väterliche Pulver noch das Talent ausreichten, um diese Karriere bereits in jungen Jahren einzuschlagen, bleibt nur eines: Dankbarkeit. Und zwar für diese speziellen Momente im Leben, die einen dennoch in den Genuss bringen, Werksfahrer-Luft zu schnuppern. So wie jetzt in Erfoud, im östlichen Marokko, wo Yamaha Europa zusammen mit seinem werksunterstützenden Rally-Team ein knappes Dutzend Rally-Ténéré bereithält, um einige internationale Journalisten nicht sprichwörtlich, sondern faktisch in die Wüste zu schicken. Natürlich mit bester Betreuung und Rückkehrgarantie. Dafür sorgen erlesene Tourguides wie Wüstenfuchs und (allein auf dem Motorrad) sechsfacher Rallye-Dakar-Sieger Stéphane Peterhansel, sein früherer Widersacher Jordi Arcarons sowie Ténéré-Stuntman und Rallye-Pilot Pol Tarres. Diese Jungs legen uns die kommenden beiden Tage die Spuren auf Pisten und durch Dünenfelder.

Doch der eigentliche Star der Show ist nicht die menschliche Offroad-Prominenz, sondern die Yamaha Ténéré 700 im GYTR-Rally-Trimm. (GYTR steht für „Genuine Yamaha Technology Racing“. Dahinter verbirgt sich eine hauseigene Abteilung, die Rennsportteile entwickelt, testet und vertreibt – ähnlich HRC bei Honda.) Wer sich der Wüstenrakete das erste Mal annähert, bekommt große Augen. Hoch, breit und trainiert steht sie vor einem. Sie wirkt sogar ein wenig einschüchternd, wenn man noch nie so ein Monster von Zweirad bewegt hat. Ihre Metamorphose von der serienmäßigen World Raid hin zur GYTR-Rally Ténéré hat nichts von ihrem bulligen Auftreten genommen, obwohl sie – bei genauerem Hinsehen wird es augenscheinlich – sportlicher, gar drahtiger geworden ist. Ihre Proportionen haben sich kaum geändert, auch das nun mit Tanks ausgestattete Heck wirkt stimmig. Doch irgendwie wirkt sie wie eine gespannte Armbrust. Lauernd. Abschussbereit. „Armed and dangerous“ sozusagen.

Direkt neben den GYTR-Rallys lümmeln einige Ténéré 700 Extreme lässig auf den Seitenständern. Sie dienen zum einen als Referenz-Bike, zum anderen möchte Yamaha der Extreme, die nie eine dezidierte Pressevorstellung erhielt und bereits seit Anfang 2023 auf dem Markt ist, eine gewisse Bühne bieten. Für jetzt ignorieren wir sie, ihr wird in einer der folgenden Ausgaben ein „Test kompakt“ gewidmet.

Die erste GYTR-Rally wird gezündet, schnell folgen alle anderen, und der Puls steigt. Der Schlag der ka