Laudas Krönung

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Das Geburtsjahr von Motor Klassik gab Anlass zu einem Rückblick auf die Formel-1-Saison 1984. McLaren war haushoch überlegen. Trotzdem ging die Weltmeisterschaft in die Geschichte ein. Niki Lauda und Alain Prost lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem ein halber Punkt entschied.

TEXT Michael Schmidt // FOTOS Wolfgang Wilhelm, Motorsport Images

Formel-1-Saison1984 Teil 1

Ein halber Punkt. Der kleinstmögliche Vorsprung entschied in der Formel-1-Weltmeisterschaft 1984 über Sein oder Nichtsein. Niki Lauda reichte der Minimalvorsprung zu seinem dritten WM-Titel nach 1975 und 1977. Es war sein knappster Sieg und gleichzeitig sein größter. Eine einmalige Story fand damit ihr Happy End. Und sie bescherte der Formel 1 Schlagzeilen, die um die Welt gingen. Der charismatische Österreicher mit dem Kapperl hatte es auch in seiner zweiten Karriere nach der selbst gewählten Pause geschafft.

Eine solche Überlegenheit hatte die Formel 1 seit der Silberpfeil-Ära 1955 nicht mehr gesehen. McLaren und der Porsche-Motor rannten die Gegner in Grund und Boden. Zwölf der 16 Rennen und 143,5 von 387,5 Punkten gingen an die englisch-deutsche Koproduktion, die mit arabischem Geld finanziert worden war. Ferrari lag mit 57,5 Zählern meilenweit zurück.

Die McLaren-Piloten Niki Lauda und Alain Prost machten die Entscheidung ganz allein unter sich aus. McLaren ließ die beiden gegeneinander fahren und mischte sich nicht in den Titelkampf ein. Es kam zu einem hochdramatischen Finale, bei dem Prost bis zur 52. von 70 Runden Weltmeister war und den Titel dann wie in den Jahren davor auf den letzten Metern doch noch an einen anderen abgeben musste.

Laudas feine Antennen registrierten schnell, dass er vom reinen Speed mit seinem Teamkollegen nicht mithalten konnte. „Egal, was ich machte, der Kleine war immer eine halbe Sekunde schneller als ich.“ Also konzentrierte sich der alte Rennfuchs auf die optimale Rennabstimmung und hielt das Risiko klein. Mit 3890 Kilometern legte Lauda die größte Distanz zurück. Prost belegte mit 3674 Kilometern nur den vierten Rang in der Zuverlässigkeitstabelle.

Die Ergebnisse der McLaren-Piloten waren praktisch identisch. Prost gewann sieben, Lauda fünf Rennen. Beide standen neun Mal auf dem Podium, beide landeten zehn Mal in den Punkterängen, beide schrieben sechs Nullrunden. Doch ein Sieg von Prost war nur die Hälfte wert. Beim Rennen in Monte Carlo gab es nach dem frühen Abbruch lediglich halbe Punkte. Ausgerechnet da nahm sich Lauda eine Auszeit und hielt den Punkteverlust in Grenze