„Hier fällt alles von mir ab“

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REPORT

Wo jeder Wunsch erfüllt wird

Im Hospiz Luise in Hannover finden sterbenskranke Menschen und ihre Angehörigen Ruhe – dank der Helferinnen, die sie so liebevoll begleiten

Es gibt kein Vertun. Alle, die durch diese Tür gehen, wissen, worum es hier geht. Hier wird gestorben. Und doch oder vielleicht gerade weil es hier allen respektvoll bewusst ist, ist dieses Haus ein guter Ort. Es liegt an den Menschen, die hier wirken. An der Art, wie sie sprechen, lächeln, lachen, schweigen. Sowie man durch die Tür geht, ist er zu spüren, der andere, liebevolle Geist. Der Lärm der Welt bleibt draußen. Vor allem aber der Druck. Hier wird nicht gehetzt.

Acht Plätze gibt es im Hospiz Luise in Hannover, die nur an Menschen vergeben werden, deren Erkrankung in absehbarer Zeit zum Tode führt, sichergestellt durch den Arztbrief und ein Vorabgespräch. Für diese acht Menschen sind 29 fest angestellte und 30 ehrenamtliche Mitarbeitende da. Ein Personal-Schlüssel, von dem Kliniken und Pflegeheime weit entfernt sind. Umso kostbarer ist jeder dieser Plätze, die zu einem Großteil von den Kassen bezahlt werden, aber auch aus Spendengeldern finanziert werden müssen. Und so ist es möglich, den Patienten zu geben, was immer sie brauchen. „Jeder stirbt anders“, sagt Palliativ-Pflegerin Gerda Müller (56). „Einige haben Hoffnung, gesund zu werden, genießen jeden Tag. Andere sehnen sich danach, endlich geholt zu werden“, so Gerda Müller.

So kostbare Zeit: Hier hält Irene Südel ihrem Mann Joachim die Hand
Fotos: Ilona Habben
Wertschätzung: Rentnerin Hanne Bartneck tut es gut, freudig erwartet zu werden und zu unterstützen

Alle Mitarbeitenden, auch die ehrenamtlichen, wissen, wie es um jeden Patienten steht, und gehen auf deren Bedürfnisse ein. „Wir springen über so gut wie jeden Stock!“, sagt Gerda Müller. „Trotz Rauchverbot halten wir einem Patienten die Zigarette bei geöffnetem Fenster, wenn er oder sie es sich so wünscht.“ Für viele sei das Essen wichtig. „Ich habe hier schon nachts Rührei gebraten“, sagt sie lächelnd. So viele Geschichten, die sie und ihre Kollegen erleben und nicht vergessen. Letzte Wünsche, wie der einer Frau, in einem speziellen Fußballtrikot von Hannover 96 beigesetzt zu werden. „Das ganze Team hat im Netz gesucht, bis wir es hatten.“

Im Hospiz gibt es keine unnötigen Therapien mehr, sondern Beistand. Es wird vorgelesen, Sitzwache und die Hand gehalten. Auch die Angehörigen werden gesehen und gehört. „Sie dürfen aufgebracht sein, die Fassung verlieren. Wir verstehen das. Wir haben viele Gespräche mit ihnen. Es ist doch für alle eine Ausnahmesituation“, sagt Gerda Müller. So wie für Irene

Wertvolle Zeit: An jedem Freitag hilft Alexandra Schönfeld im Hospiz