Hundeleben de luxe

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KOLUMNE

Sabine und ihre Welt
SABINE JENSEN (53) wohnt im Speckgürtel von Hamburg. Hauptberuflich ist sie Mutter. Aber nebenbei arbeitet sie noch. Da gibt es viel zu erzählen – vom ganz normalen Wahnsinn

Es war die Tochter, die uns mithilfe ihres großen Bruders vor drei Jahren den Ex-Straßenhund aufschwatzte, obwohl der Mann und ich gar keinen neuen Hund wollten, denn ein Hund ist süß, aber wie jede Liebe macht er unfrei. Darum ließen wir uns nur unter einer Bedingung beschwatzen: Die Kinder mussten zusagen, Herrn L. zu nehmen, wenn wir ihn loswerden wollten oder mussten; zudem verlangten wir drei Wochen hundefreien Urlaub pro Jahr. Die Vereinbarung fassten wir schriftlich ab und ließen die Kinder unterschreiben, denn Kinder versprechen ja viel, wenn der Tag lang und die Anschaffung eines Hundes nah ist. Beim ersten Hund waren sie noch klein und hatten geschworen, täglich freiwillig mit ihm spazieren zu gehen. Wie die Sache ausging, kann man sich denken. Nun aber sind sie groß und tatsächlich immer zur Stelle, wenn wir und der Hund sie brauchen, was häufig der Fall ist. Der Einzige, der anfangs haderte mit diesem Dog-Sharing-Modell, war der Ex-Straßenhund selbst. Nachdem er begriffen hatte, dass er endlich ein festes Dach über dem Kopf hatte, war seine Bereitschaft, sich tageweise woanders einzurichten, gering ausgeprägt. Stundenlang saß er in der WG der Tochter oder im Wohnungsflur des Sohnes und starrte und bellte theatralisch die Wohnungstür an. Inzwischen aber hat er sich daran gewöhnt, einen Hauptwohnsitz, drei Nebenwohnsitze und sechs Bezugspersonen zu haben: Außer bei uns ist er mal beim Sohn und dessen Freundin, die mittlerweile zusammenwohnen, mal bei der Tochter, mal bei deren Freund. Alle werden schwanzwedelnd begrüßt, und längst werden die verschiedenen Wohnungstüren nicht mehr hypnotisiert. Neulich jedoch ist ein von uns gemeldeter Dogsitter-Bedarf untergegangen im Familienchat. Wir wollten mit dem Zug zu Freunden nach Dresden fahren, aber als wir kurz vorher fragten, wer denn nun den Hund abholen und betreuen würde, machten alle betretene Gesichter. Niemand war darauf eingestellt, keiner hatte Zeit, also musste

„Herr L. entpuppte sich dann tatsächlich als vorbildlicher Bahnfahrer"

Herr L. doch mit. Was die Freunde anging, war das kein Problem, die habe

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