Fasten für den Geist

7 min lesen

NIMM ACHTSAM WAHR, WAS PASSIERT, WENN DU DEINEM VERLANGEN WIDERSTEHST

TEXT HANNY ROSKAMP FOTO ERNIE ENKELAAR STYLING CYN FERDINANDUS MODEL DARKOS-ONENESS.NL REQUISITEN HETSPIRITUELEWARENHUIS.NL, YOGAHATHI.NL

Beim Fasten denkst du vielleicht direkt an „Abnehmen“ und „Gesundwerden“. In den großen Weltreligionen ist Fasten jedoch vor allem ein Mittel, um Einkehr zu halten und zu erforschen, wo du im Leben stehst. Deshalb praktizieren Muslime den Ramadan, den Monat, in dem sie, in Nachahmung des Propheten Mohammed, zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nicht essen oder trinken, um den Geist zu reinigen und spirituelle Vertiefung zu erreichen. Deshalb gibt es im Judentum verschiedene Tage des Fastens, um Ereignissen der jüdischen Geschichte zu gedenken. Und deshalb feiert die katholische Kirche in den Wochen vor dem Osterfest die Fastenzeit, in Anlehnung an Jesus, der vierzig Tage in der Wüste fastete, um spirituelle Erleuchtung zu erlangen.

Vertrauen und Disziplin

Ursprünglich wurde während der katholischen Fastenzeit nur nach Sonnenuntergang gegessen. Heute geht es beim Fasten vor allem um Bescheidenheit: kein Naschen, Rauchen, Trinken oder übermäßiges Essen. Auch Hindus und Buddhisten praktizieren das Fasten. Die Weltreligionen mögen in vielerlei Hinsicht miteinander im Konflikt liegen, aber worin sie sich einigermaßen einig sind, ist, dass der Mensch nicht besser wird, wenn er sich hemmungslos den fleischlichen Gelüsten hingibt. Deshalb streben sie jede auf ihre eigene Weise nach Askese: nach einem reinen Lebensstil durch die Zurück-haltung von Versuchungen und die Anwendung von Selbstdisziplin. Wenn dein Körper ein Tempel ist, ist das Fasten der Besen, mit dem du den Boden fegen kannst. Wahrscheinlich fragst du dich, wie der Hunger, der mit dem Fasten einhergeht, dir helfen kann, zu einem tieferen religiösen Bewusstsein zu gelangen. Der Körper empfindet das Nicht-Essen als eine Bedrohung und lässt es dich wissen: Dein Magen fängt an zu knurren, vielleicht zitterst du oder fühlst dich schwach. Wer Hunger hat, kann nur an eines denken: Essen! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Um die Hilferufe deines Körpers zu ignorieren, ist daher viel Willenskraft und Disziplin erforderlich. Du musst beim Fasten darauf vertrauen, dass du es überleben wirst. Dieses Vertrauen, diese Willenskraft und Disziplin kannst du finden, indem du dich auf etwas richtest, das höher und stärker ist als du selbst: das Göttliche. Nur mit dieser Unterstützung bist du in der Lage, deine menschliche Schw