PORTFOLIO
Blicke in die koloniale Vergangenheit von Niederländisch-Indien und auf die Narben ihrer Familiengeschichte: Ilona Langbroeks fotografische Reise in die „Terra Incognita“.
Der Begriff „Terra Incognita“ stammt aus dem Bereich der Kartografie und tatsächlich begibt sich Ilona Langbroek in ihrem gleichnamigen Projekt auf eine Reise in ein ihr lange kaum bekanntes Terrain. Zugleich blickt sie hier auf den Lebensweg der eigenen Großeltern, die Mitte des 20. Jahrhunderts von Asien nach Europa kamen. Die Fotokünstlerin führt uns zurück in die Kolonialzeit von Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien, und sucht nach einem Stück Familiengeschichte, das dort zurückgeblieben ist. Die Bilder ihres Projekts „Terra Incognita“ erzählen von einer metaphysischen Suche nach der alten Heimat ihrer Großeltern, einer Heimat, die es nicht mehr gibt. „Ich schaffe meine Bilder auf der Grundlage von Geschichten und Erinnerungen, in denen ich versuche, die Verbindung zwischen Mensch, Geist und Natur zu visualisieren“, sagt die niederländische Fotografin. In ihren anmutig komponierten, stilistisch stark reduzierten Aufnahmen sucht sie nach Metaphern für das, was nicht mehr ist. Sie konzentriert sich auf Stimmungen anstelle geographisch erkennbarer Orte und komponiert poetische, abstrahierte Aufnahmen für das, was die Erinnerung an das Verlorengegangene, die Literatur und die Geschichtsschreibung ihr überliefert haben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Beginn des indonesischen Unabhängigkeitskrieges im Jahr 1945 sind etwa 300.000 Menschen aus Indonesien in die Niederlande ausgewandert. Unter den Neuankömmlingen in Europa befand sich auch Ilona Langbroeks Großmutter. „Terra Incognita“ beschäftigt sich mit der Entwurzelung und der gespaltenen Identität dieser Frau, die nach dem Ende der Kolonialzeit plötzlich durch ihre Ehe mit einem holländischen Soldaten im eigene
