Bruchstellen des Glamours

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Trouble in der Traumkulisse: Die Inszenierungen von Miles Aldridge zählen zu den schrillsten Modefotos seit Guy Bourdin und David LaChapelle. Doch hinter manchem Meisterwerk verbirgt sich ein Kindheitstrauma aus dem Hause Aldridge.

Inspiriert von einem Gemälde des deutschen Renaissance-Künstlers Lucas Cranach: „Lucretia“, 2017.
Fotos: © MIles Aldridge
Das nackte Model vor der Kunstfigur Maurizio Cattelans: „Untitled (after Cattelan)“, 2016.
Provokativ wie einst bei Helmut Newton und Guy Bourdin: „Red Marks #1“, 2003.
Foto: © Miles Aldridge
„The Student #1“, 2015.
Porträt der serbischen Performance-Künstlerin Marina Abramović, 2010.
Fotos: © Miles Aldridge

Ob im Kinofilm oder in der Fotografie: Gutes Entertainment sollte sich stets ein wenig so anfühlen, als käme es geradewegs aus einer anderen Welt, findet Miles Aldridge. Diese ihm doch sehr nahestehende Welt sieht bei dem Briten stets aus, als wäre soeben ein Designer durchs Haus gezogen und hätte schwer berauscht all seine Bewohner mit dem Fluch steriler Eleganz bedacht. Verstört, ja traumatisiert wandeln Frauen durch seine Lost Places des Luxus und der Moden. „Ich wollte immer, dass die Frauen, die ich fotografiert habe, mehr wie die Menschen aussahen, die ich sonst kannte – exzentrisch, verzweifelt, zerstörerisch, gefährlich, verrückt“, verriet Miles mal auf die Frage nach dem bevorzugten Modeltyp in seinen Modefotos. Wer jetzt in den Werken dieses bildgewaltigen Inszenierers einen Auftritt im Stil von Shakespeares Ophelia erwartet, der liegt gar nicht mal so falsch. Miles Aldridge hat bereits „Game of Thrones“-Schauspielerinnen als katholische Heilige abgelichtet und den provokativen Skulpturen Maurizio Cattelans im Museum nackte Models gegenübergestellt. Woher kommen diese schrägen Bildideen, wer oder was triggert derlei Geschichten?

Wenn Aldridge uns von seiner Kindheit berichtet, dann schildert er zunächst ein Spiegelbild der „Swinging Sixties“ in London. Sein Vater, der legendäre Art Director und Illustrator Alan Aldridge, lebte damals den wilden Vibe des psychedelischen Pop und arbeitete mit den Beatles, den Rolling Stones und anderen Größen des Kulturlebens. Zuhause bei den Aldridges leuchteten die Wohnzimmerwände im Orangeton frisch gepflückter Mandarinen, standen mannshohe Pappfiguren von Comic-Helden zwischen blinkend

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