Blind Date mit Freddy Langer

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Freddy Langer hat 60 Fotografinnen und Fotografen gebeten, bei der Porträt-Session Schlafbrillen aufzusetzen. Die Bilder seines Langzeitprojekts erzählen uns Geschichten vom Kontrollverlust und ganz individuellen Reaktionen auf das surreale „Blind Date“.

TEXT MANFRED ZOLLNER

PORTFOLIO

Der südafrikanische Fotokünstler Pieter Hugo.
Foto: © Freddy Langer

Der Mann, der das Beiläufige in der Fotografie zur Kunst des Alltäglichen gemacht hat, kam alkoholisiert zur Porträtsitzung. Bereitwillig streifte William Eggleston die ihm gereichte Schlafmaske über seine müden Augen. Freddy Langer griff zu seiner vergoldeten Polaroid SX70 (eine seltene Sonderedition der Kultkamera) und machte wie immer zwei Aufnahmen des Prominenten. Danach sollte Eggleston die Maske eigentlich abnehmen, doch der war momentan nicht ansprechbar. Er döste noch etwa zehn Minuten vor sich hin, bevor er der anwesenden Gesellschaft wieder seine Aufmerksamkeit schenkte. Die Bitte des Porträtisten, die gerade auf schwarzen Karton geklebten Sofortbilder zu signieren, erwiderte er mit einem kurzen „Don´t be silly“ und verließ grußlos den Raum.

Manchmal antwortet Freddy Langer auf die nicht gänzlich unberechtigte Frage, warum er denn Schauspielern, Musikern und all den anderen Künstlern bei seinen Porträt-Sitzungen Schlafbrillen überstülpe, dies sei ein nützlicher Party-Gag, der die Konversation mit den Stars sofort erleichtere, wenn er sie bei Events anspreche. Dabei steckt mehr hinter seinem Konzept der Inszenierung. Das zeigt sich bereits an den Reaktionen der Menschen vor seinen Kameras, die seit der Polaroid-Insolvenz im Jahr 2008 kleine handliche Digitale verschiedener Hersteller sind.

Der amerikanische Fotokünstler Robert Mapplethorpe fühlte sich bei der kurzen Sitzung mit verbundenen Augen an eine Hinrichtung erinnert. Natürlich bringt diese „Augen zu und durch“-Situation einen vorübergehenden Kontrollverlust für alle Abgebildeten mit sich, eine seltsam surreale Situation, in der sie sich ganz in die Hände des Fotografen geben. Was passiert also, wenn sich jemand ein Stückchen Stoff wie einen schwarzen Balken vor die Augen bindet? Was geschieht mit ihm und wird er dadurch wirklich anonymisiert?

Freddy Langers Porträts berühmter Fotografinnen und Fotografen spiegeln ganz unterschiedliche Reaktionen. Sie erzählen vom Verlangen der Porträtierten, (sich) manchmal selbst mit verbundenen Augen zu inszenieren, von humorvollen Interpretationen des Maskenthemas und auch von direkten, fast statischen Umsetzun

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