Endlich wieder Shoppinglaune

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Nach einem tiefen Einbruch belebt sich das Geschäft mit Mergers & Acquisitions. Mit fünf potenziellen Übernahmekandidaten und zwei Produkten setzen Anleger auf ein Comeback der Kauflust

Viele Börsianer kennen es: das gute Gefühl der Bestätigung, wenn man mit seinen Aktien richtigliegt. Nach einer längeren Phase mit Kursverlusten hatten Aktionäre von Encavis einen solchen Glücksmoment Mitte März: Die Beteiligungsgesellschaft KKR legte eine Übernahmeofferte für den Betreiber von Solar- und Windparks vor. Wer das Papier im Depot hatte, durfte sich hier auf einen Schlag rund 25 Prozent reicher fühlen. Üppiger noch war der Gewinn bei Morphosys Anfang Februar: Um rund 60 Prozent schoss der Kurs des Biotech-Unternehmens in die Höhe, nachdem der Schweizer Pharmariese Novartis ein Übernahmeangebot vorgelegt hatte.

Triumphe dieser Art könnten Anleger bald öfter genießen. Denn nach langer Durststrecke belebt sich das Geschäft mit Übernahmen — wie etwa das milliardenschwere Werben des Rohstoffriesen BHP Billiton um Wettbewerber Anglo American zeigt (siehe Seite 60). Noch 2023 herrschte Flaute bei Mergers & Acquisitions, kurz M& A. Das weltweite M &A-Volumen schrumpfte um über ein Drittel auf 3,6 Billionen Dollar auf den niedrigsten Stand seit fast 20 Jahren (siehe Seite 56). Ab dem Sommer 2022 hatten die Notenbanken in den USA und Europa die Leitzinsen so rasch und stark erhöht wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Potenzielle Firmenkäufer sahen sich somit stark steigenden Finanzierungskosten gegenüber, überdies kühlten Konjunktursorgen das Klima an den Märkten ab. Die Bankenkrise des Frühjahrs 2023 sowie Inflationsängste dämpften die Kauflaune strategischer Investoren mit längerfristigem Interesse ebenso wie jene von Private-Equity-Firmen.

Kurssprünge: US-Softwarespezialist Ansys stieg am Tag des Bekanntwerdens der Übernahme durch Synopsys um 20 Prozent, bei Encavis und Morphosys betrugen die Zuwächse 25 und 60 Prozent
BILD: SMARTBOY10/ISTOCK, KRAVCHENKO TETIANA/ISTOCK, KRAVCHENKO TETIANA/ISTOCK, SHAI-HALUD/ISTOCK

Tauwetter angesagt. Nach dem rauen M&A-Winter wird die Atmosphäre im Übernahmegeschäft freundlicher. „Der Gegenwind lässt nach, sei es bei Finanzierungskosten, Inflationsängsten oder Rezessionssorgen“, sagt Andrew Sheets, Stratege bei Morgan Stanley. Die Prognose der US-Investmentbank: Der Frühling im M&A-Business ist unterwegs. Bereits im laufenden Jahr soll sich das den Analysten zufolge in höheren Volumina niederschlagen. Der Wert der Deals wird laut Schätzungen der Bank 2024 um 50 Prozent auf 5,2 Billionen Dollar steigen.

Die anstehende Zinswende ist ein Schlüssel dafür. Für Juni wird die erste Zinssenkung der EZB erwartet. Auch die US Fed dürfte wohl früher oder später im Jahr erstmals wieder lockern. Überdies sitzen Investoren auf großen Mengen an Kapital. Börsenno

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