STREIT QUARTETT

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1989 verwandelte Porsche den Klassiker 911 in einen Hightech-Sportwagen mit Vierradantrieb. 35 Jahre später stellt sich der Typ 964 noch einmal den Allrad-Rivalen von Audi, Toyota und Subaru. Wer ist heute der Platzhirsch im 4x4-Revier?

[ TEXT Karsten Rehmann FOTOS Frank Ratering ]

Klassik-Vergleich · Vier Sportcoupés mit Allradantrieb

Nichts währt ewig. Was jahrzehntelang unvorstellbar war, wird plötzlich zur Normalität. Deutschlands Fußball-Elf beeindruckt nicht einmal mehr die Österreicher, und drei Viertel aller neuen Porsche haben Allradantrieb. Für diese Prognose hätten einen die gusseisernen Elfer-Fans noch Mitte der 80er als Warmduscher mit durchgebrannter Kopfdichtung verspottet. Vierradantrieb, das war in ihren Augen bloß eine Gehhilfe für alle Autos, die es nicht schafften, ordentlichen Grip an der Hinterachse aufzubauen.

Allrad-Klassiker müssen nicht grobkörnig sein

Doch dann passierte im Jahr des Mauerfalls auch bei Porsche das Undenkbare: Das erste Modell einer neuen 911-Generation (964) kam auf den Markt, und zwar mit Allradantrieb, noch dazu serienmäßig, permanent, nicht abschaltbar. Porsche war clever genug, uns diesen Kulturschock schonend beizubringen: Der größte Teil der Antriebskraft, fast 70 Prozent, werde nach wie vor an die Hinterachse geschickt. Vom Allradantrieb sei auf trockener Straße eigentlich nichts zu bemerken, der Wagen fahre sich wie ein typischer 911, nur mit höherer Fahrstabilität auf nasser und glatter Fahrbahn.

Diese Beschwichtigung driftet einem heute noch durch den Kopf, während man an dem schwarz eloxierten Käfer-Türgriff zieht, die Beine in den Fußraum einfädelt und schließlich mit einem kräftigen Ruck die Tür zuknallt. Peng! Da ist sie wieder, die Verwandtschaft zum VW, diesmal auf akustischer Ebene.

Der Carrera 4 versucht tatsächlich so zu tun, als sei er noch das altbekannte, liebenswerte, kleine Biest wie jeder 911 vor ihm. Seine Armaturen sind so vertraut wie der 20-Uhr-Gong am Anfang der Tagesschau. Dann drehst du mit links den Zündschlüssel, hörst den hechelnden Anlasser und danach das vertraute Raspeln von hinten. Aber es klingt dumpf und voluminös, nicht mehr so hart und metallisch, wie wir es von älteren Porsche-Boxern gewohnt sind. Nichts währt ewig: Zwar blieb die Rohkarosse beinahe unverändert, doch 80 Prozent aller Bauteile wurden geändert. Hinter der nostalgisch anmutenden Fassade lauert eine Hightech-Allzweck-Sportkanone der Neuzeit.

Du lässt die Kupplung kommen, trittst aufs Gas – aus dem Nichts zieht ein mächtiger


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