FRANZÖSISCHE BLAUPAUSE

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Vergleich · Simca 936 / Renault 6 TL

Zwar ging der Simca 936 nie in Serie, aber mit seiner kantigen Karosserie weist er starke Ähnlichkeiten mit dem 1968 erschienenen Renault 6 auf, bei dem ebenfalls Funktionalität vor Ästhetik stand

FOTOS Tony Baker, Louis Blom

Es ist schon eine Ironie des Schicksals:Simcas Geschäftsmodell basierte anfänglich darauf, Fiat-Modelle in Lizenz nachzubauen, doch Anfang der 60er fasste das Unternehmen den Mut, mit dem 936 ein modernes Auto auf die Räder zu stellen – und traute sich am Ende dann doch nicht. Inspiriert wurde das Konzept vom Mini, der als Zweitürer allerdings deutlich kleiner war, und vor allem vom 1961 erschienenen Renault 4. Verantwortlich für das Design des neuen 936, intern auch „Isabelle“ genannt, war der damalige Simca-Designchef Roger Dumas. Es war die Zeit, als die französischen Autohersteller Funktionalität vor Ästhetik stellten. Der Erfolg von Modellen wie Citroën 2CV oder Renault 4 schien ihnen recht zu geben.

Chrysler verhinderte den Simca 936

So entstand 1963 in Handarbeit der Prototyp des neuen 936. Das Design war eine Mischung aus etwas hilflos wirkenden Fingerübungen bis hin zu einer gewissen Modernität. Ein wenig verwegen war der Powerdome auf der Motorhaube, denn darunter befand sich lediglich ein 32-PS-Motörchen. Die Front wiederum erinnerte im Bereich des Kühlergrills und der Scheinwerfer ein wenig an die „Badewanne“ (Ford Taunus). Zweifelsohne wirkt der kantige Prototyp heute fast schon wie ein Auto aus den 80ern und deutlich moderner als ein 2CV oder ein Renault 4. Offensichtlich stand er Pate für den einige Jahre später erschienenen Renault 6, der auffällige Ähnlichkeiten mit dem Simca aufwies.

Ein quer eingebauter Frontmotor und Vorderradantrieb waren damals noch nicht die Regel, die meisten Autos im vergleichbaren Segment hatten noch den Motor im Heck. Obwohl der Simca mit knapp 3,09 Metern nur 2,5 Zentimeter länger war als ein Mini, wies er einen um sieben Zentimeter längeren Radstand auf.

„Alles an dem Auto war auf maximale Raumausnutzung ausgelegt“, erinnert sich der frühere Simca-Entwickler André Sance. „Vier Türen waren dabei Pflicht, denn die Franzosen waren nie erpicht auf zweitürige Limousinen. Der 936 war als City-Car gedacht, in dem auch vier Personen ausreichend Platz fanden und der einen ordentlichen Kofferraum für die Einkäufe zur Verfügung stellte“, erklärt Sance weiter.

Der Simca 936 hat einen großen Radstand von 2,10 Metern, aber winzige 10-Zoll-Räder
Das Interieur ist mit schickerem Lenkrad und Holzdekor um die Armaturen stilvoller als das des Renault 6 TL
Im Fond geht es unbequem zu. Dafür ist die Rücksitzbank umlegbar, und der Einstieg wird durch die hinteren Türen erleichtert
Die nach unten öffnende Heckklappe erinnert an die des Mini. Der Stauraum ist aber