Auf zur ersten

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Mit dem mächtig motorisierten und amüsanten Nio ET5 buhlt eine weitere Elektro-Limousine aus Asien um Kundschaft. Dieser Vergleich mit Hyundai Ioniq 6 und Polestar 2 klärt, ob der ET5 eine Kaufempfehlung verdient.

Text: Michael von Maydell Fotos: Achim Hartmann

Prüfung

Kürzlich an der Ladesäule: „Nio? Nö, noch nie gehört. Wo kommen die her? Aus China? Aha. Soso. Und wie schnell lädt der?“ „Mit 125 Kilowatt.“ „Aha, ach so. Das können andere besser, oder? Aber adrett sieht er schon aus.“ Kein Scherz. Zwei derartige Unterhaltungen konnten wir führen. Am gleichen Tag, am gleichen Ort, an der gleichen Säule.

Warum? E-Fahrer sind immer interessiert, und aus unerfindlichen Gründen bricht ebendieser Nio alle zehn Minuten die Laderei wieder ab. Die Säulen drum herum? Alle belegt. Umso höher natürlich die Neugier, das verspürte Mitleid und die Pein für den Fahrer, der sich noch wundert, warum der ET5 die mögliche Reichweite vorzugsweise nach WLTP berechnet und nur in einem Bordcomputer-Untermenü die „geschätzte Reichweite“ mitteilt.

Aber dazu später mehr. Hier folgen wir dem Abc. Also checken wir zunächst den Hyundai Ioniq 6 mit einem cW-Wert von 0,21, bleiben aber erst mal an der CCS-Säule. Die Stromzufuhr beherrscht der Allradler im Gegensatz zum Nio exzellent. 240 kW Ladeleistung sind trotz zahlreicher Newcomer immer noch top. In nur 18 Minuten füllt der Ioniq seine Zellen (77,4 kWh Batteriekapazität) von 10 auf 80 Prozent.

An das rasante Spurtvermögen von Nio und Polestar kommt der aktuell stärkste Ioniq dagegen nicht ran. Seine Motoren belassen es im Verbund bei 239 kW und 605 Nm. Doch das gesunde Maß zahlt sich mehrfach aus. Passend zum gediegenen Auftritt und einem in diesem Trio eher komfortbetonten Fahrwerk beschleunigt der Hyundai kräftig, homogen und bleibt bei zügigen Autobahnfahrten immer sehr leise.

Mit vorbildlich niedrigen Verbräuchen (25,5 kWh/100 km im Test und 18,5 auf der Eco-Runde) unterbietet er seine Gegner zudem sehr deutlich. Neben der bewusst aerodynamischen Form und fünf stimmigen Rekuperationsstufen spielt da gewiss sein Gewicht eine große Rolle. Trotz längerer Karosserie bringt der Hyundai nur 2070 Kilo auf die Waage. Nio und Polestar liegen weit drüber. Der große Radstand garantiert den Fondinsassen wiederum ein luftiges Raumgefühl. Der Kofferraum verträgt rund 400 Liter. Nur der Ladeboden – eine dünne Matte mit angeklebten Schaumstoff-Elementen – wirkt wie eine Notlösung aus dem Baumarkt.

Also die große Klapp