Lasst uns viel häufiger lachen!

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Die Berlinerin tourt mit ihrem jüdischen Puppentheater durch Deutschland und baut Brücken zwischen den Kulturen

Shlomit Tripp (53)

Eine glückliche Familie: Die Puppenmama zwischen ihren Schätzen. Gut 80 Eigenkreationen warten in der Werkstatt auf den nächsten großen Auftritt
FOTOS: BUBALES THEATER /GERSHOM LEWIS TRIPP (2), JÜDISCHES UND INTERKULTURELLES PUPPENTHEATER BUBALES

Esther sitzt schon bereit. Im prächtigen roten Samtkleid und mit güldenem Perlhaarputz schaut die Königin vom Regal auf den Werk-Tisch hinunter. Dort zieht Shlomit Tripp (53) gerade die Mundfalten eines Puppengesichts tiefer: „Haman muss noch viel böser aussehen“, murmelt die Berlinerin in ihrer sonnigen Kreuzberger Werkstatt geschäftig, während sie die angewärmte Kunststoffmasse mit ihren feuchten Händen formt. Shlomit Tripp ist nicht nur die Puppenbauerin von „bubales“, des einzigen jüdischen Puppentheaters Berlins – sie schreibt und inszeniert auch jedes der Stücke selbst (www. bubales.de).

Könnte Babett, das Schwein, so koscher werden wie Schaf Mendel? Warum, fragt das türkische Mädchen Ayshe ihren rothaarigen Freund Shlomo, sind bei euch Schweine überhaupt verboten? Und wieso brät Papa Lotterstein Latkes an Chanukka? Mit coolen Songs und lustigen Dialogen geben Shlomit Tripps freche Puppen Einblicke in jüdische Traditionen und Feiertage.

Seit 2012 tourt sie mit „bubales“ durch Deutschland. Die Puppenspielerin besucht Kulturbühnen, Kirchen, Moscheen, Synagogen, Schulen und Familienzentren. Im Publikum: Kinder und Erwachsene, jüdisch genauso wie nicht jüdisch. Denn „bubales“ will nicht nur die Lachmuskeln aktivieren, sondern auch Brücken bauen zwischen Kulturen.

Auslöser war die fröhliche Weihnacht überall: Die Kunstpädagogin erarbeitet nämlich hauptberuflich die Akademie-Programme des Jüdischen Museums in Berlin. Dort kamen immer mehr jüdische Eltern auf sie zu und klagten, ihr Nachwuchs hätte gar kein Interesse mehr am Chanukka-Fest, wo doch überall um sie herum Weihnachten das große Ding sei. Kurzum erfand sie ein Puppentheater, das den Kleinen das jüdische Lichterfest erklärte. „Das Interesse war riesig, auch bei Nichtjuden. Denn mit Puppen kann man viel erreichen: Sie sehen aus wie kleine, nicht bedrohliche Menschen. Für sie öffnen sich die meisten“, erklärt Tripp. Längst hilft „bubales“ auch dabei, den Erstkontakt zum Judentum zu verändern: „Nicht jüdische Kinder sollen die lustige, lebensbejahende Kultur des Judentums

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