Die Plünderungen der Wikinger
WIE TERRORISIERT
Kloster Lindisfarne, England am 8. Juni 793: Das klirrende Geräusch der Sturmglocke hat an diesem sonnigen Tag etwas zutiefst erschreckendes. Noch während sich die Mönche fragen, was es mit dem Läuten auf sich hat, bricht wenige Glockenschläge später die Hölle über sie herein. Niemand hatte die wendigen Drachenboote mit ihren rechteckigen Segeln im Morgengrauen unweit des Klosters anlanden sehen. Nun geht alles ganz schnell, so schnell, dass die Bewohner weder sich noch die ihnen heiligen Klosterschätze in Sicherheit zu bringen können. Es ist ein Massaker – und eine Wendepunkt in der europäischen Geschichte. Denn der Überfall auf Lindisfarne markiert den Tag, an dem die Wikinger mit ihren Raubzügen in Europa beginnen …
Die 60 Nordmänner, die an diesem Morgen die kleine Kloster-Insel nördlich vom englischen Festland stürmen, hinterlassen ein Bild der Zerstörung. Die wenigen Überlebenden berichten von furchtbaren Szenen. Jeder, der sich zwischen die gierigen Räuber und ihrer Beute stellte, sei nun tot oder versklavt. Der Überfall ist damals auch ein Politikum – und zieht bereits kurz nach der Bluttat weite Kreise in Europa. „Noch nie hat sich in Britannien ein solcher Terror ereignet, wie wir ihn jetzt von einem heidnischen Volk erlitten haben“, schreibt etwa der angelsächsische Gelehrte Alkuin von York. „Niemand konnte sich vorstellen, dass ein solcher Angriff von See