PROJEKT TREN MAYA DIE ROUTE, DIE EINE GANZE NATION SPALTET

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Er soll archäologische Stätten im Süden Mexikos verbinden und drei Millionen Touristen pro Jahr ins Land locken. Doch der Bau der neuen Strecke für den „Maya-Zug“ stößt auf breiten Widerstand. Denn die Trasse reißt eine breite Schneise in den Urwald und bedroht acht Naturschutzgebiete, zahlreiche Tierarten und Ökosysteme. wdw über das mexikanische Infrastruktur-Projekt des Jahrhunderts ...

F. SCHITTER

WUNDER TECHNIK

FOTOS: Getty Images (3); DPA; Aidia Studio; DDP (2); Fonatur; Imago ILLUSTRATION: Calakmul Reserve (www.calakmul.org); Panthera (www.panthera.org); Mexican Institute for Competitiveness; Oxford Analytica

1500

KILOMETER DURCH DEN DSCHUNGEL

Auf der umgerechnet 27 Milliarden Euro teuren und knapp 1554 Kilometer langen Bahnstrecke sollen tagsüber Touristen befördert werden. Nachts sollen die Güterzüge über die Halbinsel Yucatan rollen.

Unbarmherzig frisst er sich auf einer Breite von 14 Metern durch den Dschungel. Sattes Grün verläuft an beiden Seiten und macht den Kontrast zwischen der unberührten Natur und der vom Menschen erschaffenen Trasse nur umso deutlicher. Alle 15 Meter ragt ein riesiger Baupfeiler aus Beton empor. Im Minutentakt werden für seinen Weg Bäume gefällt. Unzählige Hektar Urwald mitsamt ihrer Artenvielfalt müssen weichen – und das oftmals ohne Genehmigung. Das alles geschieht nur für IHN: den Tren Maya. Denn mehr als die Hälfte seiner insgesamt 1554 Kilometer langen Zugstrecke muss neu gebaut werden. Bis Februar 2024 soll die Trasse, die zum Teil mitten durch das Herz des Selva Maya, des zweitgrößten Regenwaldgebietes des amerikanischen Kontinents, verläuft, fertiggestellt werden. Ein Blick in das bedrohte Paradies …

FORTSCHRITT AUF KOSTEN DER UMWELT

Tausende weitverzweigte Höhlen durchziehen das zehn Millionen Hektar große Areal. Über Millionen von Jahren hat Wasser sich in den weichen Kalkstein gegraben. Zurückgeblieben ist ein gigantisches Höhlensystem, das uralte menschliche Knochen und Maya-Artefarkte beherbergt. Becken mit kristallklarem Wasser, die sogenannten Cenoten, durchziehen die Halbinsel Yucatán immer dort, wo die Oberfläche eingebrochen ist und Grundwasser freigelegt hat. Mit ohrenbetäubendem Lärm poltern seit Baubeginn 2018 Maschinen durch die grüne Oase, pflügen und entwurzeln alles, was ihnen im Weg steht. Und das alles für den Tren Maya. Wissenschaftler und Umweltschützer schlagen Alarm. Denn eine Bahnstrecke auf solch einem fragilen Boden birgt das Risiko, dass der Untergrund u

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