WIE ZIEHT EINE BOHRINSEL UM?

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Troll A ist das größte Objekt, das Menschen jemals bewegt haben. Auf dem Weg zum Einsatzort in der Nordsee muss die gewaltigste Bohrinsel der Erde enge Fjorde passieren – um sich anschließend in einem der unwirtlichsten Lebensräume überhaupt zu beweisen …

M. DUROLDT

WUNDER TECHNIK

FOTOS: DPA; PR (4)

230 METER

TIEFGANG

hat die Bohrinsel auf diesem Foto von ihrem Transfer vom Ort ihrer Fertigung im norwegischen Vats-Fjord zum Einsatzort in der östlichen Nordsee. Bei einer Gesamthöhe von 472 Metern heißt das, nur etwa die Hälfte von Troll A ist sichtbar. Am Zielort wird Troll A mit Ballastwasser ein Gewicht von 1,2 Millionen Tonnen erreichen, so viel wie 13 Flugzeugträger.

9 MINUTEN

FAHRZEIT

So lange benötigt der Lift im Inneren für den Weg von der Plattform oben bis hinab zu den Füßen, es ist eine der längsten ununterbrochenen Reisen dieser Art auf der ganzen Welt. Der Fahrstuhl schiebt sich mithilfe von Zahnrädern statt der üblichen Seile den Schacht entlang. Letztere wären nicht nur unverhältnismäßig schwer, sondern selbst ein Stahlseil wird bei mehreren hundert Metern Länge auch fühlbar elastisch, der Fahrstuhl würde bei einem Stopp wie ein Yo-Yo auf und ab schwingen.

20 MANN

BESATZUNG

hat Troll A bei der sechstägigen Fahrt zum Zielgebiet – das entspricht exakt dem maximalen Fassungsvermögen des einzigen Helikopters im Falle einer Not-Evakuierung. Denn die Gefahr des Kenterns oder des Kollapses droht ständig. Obwohl in den zwei Meter dicken Wänden die zweieinhalbfache Menge Beton eines 90 000-Personen-Fußballstadions verbaut ist und so viel Stahl wie in 15 Eiffeltürmen in dem Giganten steckt. Und obwohl er im Schnitt nur mit gerade einmal 1,5 km/h unterwegs ist.

F olgende Aufgabe: Sie sollen einen Wolkenkratzer bauen, der den Berliner Fernsehturm inklusive Antenne noch einmal um ein Viertel überragt – mit

368 Metern immerhin das höchste Bauwerk Deutschlands. Machen Sie das Gebäude so weit wasserdicht, dass ein Boot etwa am 80. Stockwerk andocken könnte. Setzen Sie eine Kleinstadt auf die Spitze, die mehrere Fabriken zum Verarbeiten hochexplosiver Materialien betreibt. Und dann navigieren Sie dieses Objekt einmal durch einen der ungemütlichsten Lebenräume des Planeten. Ach so: Sie haben genau einen Versuch, damit das klappt. Sind Sie dabei?

KÜNSTLICHES ERDBEBEN

Norwegen hat das Experiment namens „Troll A“ tatsächlich gewagt: Und in dem Moment, in dem der schwimmende Troll von der Leine gelass

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