Nur gucken, nicht ANFASSEN

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Ein Foto und seine Geschichte

Was tun, wenn man in einer Welt aufwächst, in der man umgeben ist von den gefährlichsten Raubtieren des Planeten? Man wehrt sich – und zwar richtig …

 
TEXT HANNES WELLMANN FOTO ERNST WEISS

Wird schon gut gehen

Stachelschweine lassen sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen, gelten als extrem umgängliche Zeitgenossen und schlendern meist im Gegensatz zu diesem drolligen Exemplar auf allen Vieren durch die Gegend. Wittern sie jedoch Gefahr, können sich die watschelnden Sohlengänger auch aufrichten – und auf ihren Hinterbeinen gehend die Umgebung checken. Hektisch werden sie selbst dann nicht.

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Wildnis: Wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, der bezahlt dies mit seinem Leben. Das gilt ebenso für einen ausgewachsenen Wasserbüffel wie für eine haushohe Giraffe oder eine pfeilschnelle Gazelle. Nur halt nicht für Stachelschweine. Ganz gleich, ob Leoparden in Botswana, Bären in Alaska oder Schlangen in Asien – weltweit machen selbst die am meisten gefürchteten Raubtiere schmerzhafte Erfahrungen mit dem wehrhaften Wesen im Wackelgang. Aber wie genau funktioniert die hocheffektive Verteidigungsstrategie der Stachelschweine? Und – Entschuldigung für die indiskrete Frage – aber wie ist das mit der Fortpflanzung bei 25 000 Stacheln am Körper?

Kaum ein anderer Nager ist von Natur aus so entspannt wie das Stachelschwein. Statt hektisch von A nach B zu flitzen und nach Nahrung zu buddeln, watschelt der Sohlengänger seelenruhig durch die Savanne – und frisst das, was ihm so vor die Schnauze kommt (Früchte, Wurzeln, Knollen, Käfer). Selbst ein ausgewachsener Leopard, der plötzlich vor ihm steht, bringt das Tier recht selten aus seiner Routine. Nur wenn es wirklich brenzlig wird schaltet das Stachelschwein in den Verteidigungsmodus. Dieser läuft in drei Warnstufen ab. Stufe 1: Durch Muskelkontraktionen stellt es seine bis zu 50 Zentimeter langen Stacheln auf u