„Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist auszuwandern“

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Für den hohen Norden konnte sich Eva Zierden lange nicht begeistern. Als sie sich von ihrem Mann Thomas zum Schwedenurlaub überreden lässt, ahnt sie nicht, dass diese Reise ihr Leben verändern wird

Schwedenglück: Eva ist in ihrer neuen Heimat angekommen. Hier will sie nie wieder weg

Die nächste größere Stadt Östersund ist 90 Kilometer entfernt, das nächste Dorf mit einem Supermarkt zehn Kilometer. Dazwischen liegen dichte Tannen- und Mischwälder, der malerische Fluss Ammerån mit breiten Sand- und Steinufern und hineingestreut kleine Gehöfte. Seit dem vorletzten Sommer lebt Eva Zierden mit Ehemann Thomas (46), einem Handwerker, und den Söhnen Sebastian (14) und Magnus (12) in einem idyllischen Holzhaus in Mittelschweden, 650 Kilometer nördlich von Stockholm. „Man lebt hier unwirklich entrückt, und genau dieses Gefühl hat uns von Anfang an fasziniert“, erzählt sie.

Der Anfang war im Sommer 2012. Damals fuhr die Familie, die im Eifelstädtchen Hürtgenwald zu Hause war, zum ersten Mal mit einem Wohnwagen-Gespann Richtung Norden. Eva war alles andere als begeistert. Sie wäre lieber ans warme Mittelmeer gefahren. Doch Thomas hatte seit Jahren den Wunsch, ihr Schweden zu zeigen. Als junger Mann hatte er das Land häufig bereist und war immer begeistert gewesen von der Natur. „Fünf Jahre lang hat er versucht, mich zu überreden“, erzählt Eva lachend. „Ich musste einfach mal mitkommen.“

Die Familie verbrachte den Urlaub auf einem urigen Campingplatz, ohne Strom und fließendes Wasser, und Eva war sofort begeistert von dem einfachen Leben und der Natur. „In Spanien bist du gerade in den Sommermonaten nie allein. Hier konnte ich bis zum Horizont blicken, ohne einen Menschen zu sehen. Das hat etwas in mir berührt.“

Sie glitten im Boot über den sauberen Fluss, in dem man immer den Grund sehen konnte, liefen stundenlang mit den Kindern im Rucksack durch die Endlos-Wälder, brutzelten ihr Essen in der Wildnis am Lagerfeuer. „Es war tagsüber sommermild, aber nachts frisch. In der sauberen, klaren Luft war jeder Tag wie eine Kur“, schwärmt Eva bis heute von ihren ersten Erfahrungen in Schweden. Und von Tag zu Tag spürte sie, dass sie das Schweden-Virus immer fester im Griff hatte. „Ich bin einmal stundenlang Beeren sammeln gewesen und habe allein in der Einsamkeit gefühlt, dass sich innerlich alles neu ordnet. Ballast fiel ab, ich fühlte mich ruhig, entspannt, glücklich“, erinnert sie sich, und Thomas freute sich riesig, dass seine Frau genauso fühlte wie er. Bei der Rückfahrt stand fest : Wir sind bald wieder da.

Die folgenden zehn Jahre verbrachten sie ihre komplette Urlaubszeit im Norden. „Wir waren verrückt danach“, gesteht Eva. Im Sommer zog es sie an die Seen und in die lichten Wälder, im Winter in den tiefen Schnee. Sie bestaunten Polarlichte

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