„Wie mir ein kleines Schaf ganz große Dinge beibrachte“

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Als ihr Körper streikt, zieht Anne Hansen (43) aus der Großstadt an die Nordsee, wo ein sehr besonderer Helfer in ihr Leben tapst …

Starke Stütze zum Anlehnen. Oder: wenn alle Probleme ein bisschen kleiner werden …

Hätte vor fünf Jahren jemand gefragt, was meiner Seele guttun würde, hätte ich hoffnungslos mit den Schultern gezuckt. Jedenfalls wäre ich wohl kaum auf die Idee gekommen zu antworten: „Schickt mir ein Schaf! Das wäre die beste Medizin!“ Aber manchmal nimmt das Leben ungeahnte Wendungen …

Mein Leben spielte sich im Herbst 2019 weitestgehend in der Horizontalen ab.

Denn sobald ich aufrecht stand oder auch nur saß, hatte ich einen solchen Druck im Kopf, dass ich mich direkt wieder hinlegen musste. Außerdem war da diese unglaubliche Müdigkeit, als hätte man mir den Stecker gezogen. Mit Freunden treffen, reiten, Auto fahren – all diese Dinge waren plötzlich unvorstellbar. Mein Hausarzt überwies mich ins Krankenhaus. Nach einigen Fehlbehandlungen, die alles noch schlimmer machten, bekam ich die Diagnose: Liquor-unterdrucksyndrom, verursacht durch den Verlust von Nervenwasser.

Ein sogenannter Blutpatch stand zur Debatte, bei dem Eigenblut in den unteren Rücken gespritzt wird. Aber nach all dem, was ich erlebt hatte, wollte ich auf gar keinen Fall wieder ins Krankenhaus und entschied mich für die ärztlich empfohlene Alternative: Ruhe. Und weil ich die ganz sicher nicht in Berlins Großstadtdschungel finden würde, beschlossen mein Mann Axel und ich, für ein Jahr zurück in meine alte Heimat zu ziehen: nach Husum. Hier in Nordfriesland gab es keine Ablenkung weit und breit. Stattdessen Mamas Versprechen „Wir päppeln dich schon wieder auf“.

Wir fanden eine Wohnung, und obwohl mir das Aufstehen schwerfiel, rappelte ich mich täglich auf und ließ mir am Deich den Wind um die Ohren pusten.

Unerschrocken nahm uns der kleine Besucher ins Visier

In Nordfriesland gibt es übrigens 160.000 Schafe, genauso viele, wie Menschen dort leben. Trotzdem habe ich in ihnen nie mehr gesehen als ein lustiges Postkartenmotiv. Aber das sollte sich bald ändern …

Eines Tages spazierten Axel und ich ein kleines Stück weiter als sonst. Wir saßen im Gras, blickten hinaus aufs Watt, als plötzlich ein kleines Lamm von hinten auf uns zustakste.

Wacklig auf den dürren Beinchen, aber das Ziel genau im Auge. Unerschrocken schnupperte es an unseren Schuhen und guckte uns immer wieder direkt in die Augen. Ich hatte keine Ahnung, was da gerade passierte. Aber ich wusste: Es war das Schönste seit langer, langer Zeit.

War es nur auf uns zugerannt, weil es hoffte, etwas zu fressen zu bekommen? Gleich am nächsten Tag stapften wir erneut durch das matschige Gras, bis wir das erste Schafgrüppchen erreichten. Ich hockte mich hin un