Tagesspiegel Gesundheitsratgeber
18 September 2015

Rätselhaftes Ich Unsere Seele kann krank werden. Das wissen wir. Aber über den Ursachen liegt noch oft ein Geheimnis Viele unserer Organe verraten uns spürbar, wozu sie da sind: Das Herz pumpt das Blut durch den Körper, die Nase melden Gerüche und auch Magen und Darm machen mit diversen Lautäußerungen deutlich, dass sie mit der Verdauung der Nahrung beschäftigt sind. Unser Gehirn aber ist auf den ersten Blick – und ohne Mikroskop – ein recht unscheinbares Ding. Ein weißer Klumpen mit ein paar Windungen auf der Oberfläche. Kein Wunder, dass die alten Ägypter zwar Herz, Lunge, Magen und andere Organe, die man dem Körper vor der Mumifizierung entnahm, fein säuberlich in Extragrabgefäßen beisetzten – das Gehirn des Verstorbenen aber, das sie durch die Nase herauskratzten, einfach wegwarfen. Und die alten Griechen, sonst sehr helle, dachten, das Gehirn diene der Kühlung des Blutes – im Gegensatz zum Herzen, in dem Verstand und Empfindung säßen. Auch wenn Hippokrates selbiges bereits im 5. vorchristlichen Jahrhundert im Gehirn verortete. Und selbst heute noch ist das Gehirn für die Forscher voller Geheimnisse. Sie debattieren heftig, wie Psyche, Gehirn und einzelne Neuronen zusammenhängen (Seite 10), wie psychische Erkrankungen entstehen, ja selbst ob und wie genau Psychopharmaka eigentlich wirken (Seite 22). Dabei ist sogar noch umstritten, ab wann ein Mensch überhaupt als psychisch krank anzusehen ist. Wie lange sind Abweichungen von Verhaltensnormen noch liebenswerte Marotten oder Spleens – und ab wann behandlungspflichtige Leiden (Seite 8). Aber dass unsere Seele krank werden kann, auch wenn es dafür mitnichten immer organische Ursachen geben muss, das zumindest wissen wir. Depressionen können Menschen unerträglich niederdrücken (Seite 28), Ängste und Psychosen in die soziale Isolation treiben (Seite 62) und Süchte die Persönlichkeit deformieren (Seite 48). Aber: Eben wegen der vielen ungeklärten Fragen ist dieses unscheinbare Organ noch immer voller Wunder. Nehmen wir nur das Träumen, jenes nächtliche Kopfkino, das so viel über uns verraten könnte – wenn wir es richtig zu nutzen wissen (Seite 77). Bleiben Sie GESUND! Ihr Ingo Bach, Chefredakteur

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