PFAS das sind Chemikalien aus der Vergangenheit«

7 min lesen

Der Chemiker Mar tin Scheringer spricht über nachhaltigere Alternativen für die »Ewigkeitschemikalien« und die Frage, warum die dritte planetare Krise noch immer unterschätzt wird.

MLADENBALINOVAC / GETTY IMAGES / ISTOCK

Chemikalien stecken in Schutzkleidung, Verpackungen, Autos, Waschmitteln und elektronischen Geräten – ohne sie ist unser Alltag nicht mehr vorstellbar. Doch obwohl längst gut bekannt ist, dass sich etliche Substanzen in Mensch, Tier und Umwelt anreichern, gibt es kein globales Abkommen dazu, ihr Vorkommen zu minimieren, kein internationales Gremium, das sich dem Problem widmet. »Die Chemikalienkrise wird gegenüber Klimawandel und Artensterben noch immer stark unterschätzt«, sagt Martin Scheringer. Seit mehr als 20 Jahren setzt sich der Chemiker dafür ein, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen und die Politik dafür zu sensibilisieren, dass etwas unternommen werden muss. Im Gespräch erzählt er, was er sich von der 5. Weltchemikalienkonferenz erhofft, die vom 25. bis 29. September 2023 in Bonn stattgefunden hat, und warum er die EU-weite Beschränkung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) unterstützt.

Es ist 9 Uhr morgens. Mit welchen Chemikalien sind Sie heute bereits in Berührung gekommen?

Martin Scheringer: Oh, mit mehr, als man zunächst denkt. Mit Tensiden in der Seife und allerlei synthetischen Parfümstoffen. Außerdem mit vielen Substanzen, die Plastik zugesetzt werden – das heißt Weichmachern wie Phthalaten oder auch Bisphenol A. Ich sitze vor meinem Computer, solche elektronischen Geräte enthalten Flammschutzmittel, die ausgasen können. Und würde es jetzt regnen und ich wäre bereits draußen gewesen, hätte ich möglicherweise mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, kurz PFAS, Kontakt gehabt, da diese in Funktionskleidung wie Regenjacken enthalten sind.

Vom 25. bis 29. September 2023 haben sich Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 100 Nationen in Bonn getroffen, um auf der Weltchemikalienkonferenz über die Gefahren chemischer Substanzen zu sprechen. Was erhoffen Sie sich davon?

Ich wünsche mir vor allem, dass das Thema sichtbarer wird und bleibt. Das Rahmenwerk zum weltweiten Chemikalienmanagement, das 2006 beschlossen wurde, ist 2020 ausgelaufen. Dessen Ziel war es, wesentliche Schäden für die menschliche Gesundheit und die Umwelt durch einen guten Umgang mit Chemikalien zu minimieren. Das wurde leider nicht erreicht. Auf der 5. Weltchemikalienkonferenz ging es nun darum, das Rahmenwerk fortzuführen.

Warum waren Sie nicht dort?

Dieses Treffen war erst einmal eine Plattform, auf der sich Vertreter von Regierungen, Industrie und Umweltschutzverbänden austauschen. Sie diskutieren, wie man künftig global miteinander über Chemikalien sprechen möchte. Wie will man Informationen austauschen? Wie lässt sich Wiss

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel