Superblocks für lebenswertere Städte

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Barcelona hat sie schon längst: große autofreie Wohnblocks mit viel Grün, Platz für Kinder und gesünderem Stadtklima. Das ginge auch in Deutschland – doch es fehlt der politische Wille.

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Andreas Frey ist Wissenschaftsjournalist in Freiburg.

Tempolimit und Tankrabatt dominieren die Debatte um die Verkehrswende, dabei verursachen Autos ein weiteres großes Problem, das häufig übersehen wird: Sie nehmen viel Platz weg. Dörfer und Städte in Deutschland sind voller Autos – und jedes Jahr werden es mehr. Mehr als 48 Millionen Personenwagen sind in Deutschland zugelassen, so viele wie noch nie. Damit nehmen auch die Konflikte zu: Wer zu Fuß geht oder Rad fährt, will auch mehr Platz – und wer an einer großen Straße wohnt, ist des Gestanks und Lärms überdrüssig. Und dann wäre da noch die Sommerhitze.

Denn je heißer die Sommer werden, desto schneller sollten sich die deutschen Städte eigentlich anpassen. Grüner, leiser und sauberer stellen sich Stadtplaner die Stadt der Zukunft vor, damit das Leben darin trotz Gluthitze noch erträglich bleibt. Doch sieht man sich im Land um, passiert eher das Gegenteil: Die Städte werden voller, grauer, lauter. Statt neuer Grünflächen entstehen neue Häuser und Straßen. Parkplätze dominieren das Bild. Eine echte Trendwende ist weit und breit nicht in Sicht.

Dabei gibt es eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, diesen Trend umzukehren: den Superblock. Dabei werden mehrere Häuserblöcke entmotorisiert und umgestaltet, graue Asphaltwüsten verwandeln sich in grüne Quartiere mit hoherAufenthaltsqualität,dienichtmehr im Verkehr ersticken. Statt parkender und fahrender Autos dominieren Bäume, Bänke und Beete die Straßenräume, und Menschen erobern ihre Wohnviertel zurück. Lärm und Luftverschmutzung nehmen ab – und urbane Grünflächen machen die Hitze des Sommers erträglicher.

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SUPERBLOCKS | Eine Straße, umgestaltet als Fläche für Radfahrer und Fußgänger: In Deutschland sind solche Projekte meist nur von vorübergehender Dauer.

Voller Erfolg der Superblocks

Erfunden wurde der Superblock in Barcelona, das Konzept stammt vom katalanischen Biologen und Umweltingenieur Salvador Rueda. Eigentlich wollte der Pionier in den 1980er Jahren den Lärmpegel in der lauten Metropole auf 65 Dezibel senken, erkannte aber schnell, dass schon der normale Verkehr dieses Ziel unmöglich machte. Also entwickelte er den »superilla«, wie der Superblock auf Katalanisch heißt. Dabei werden neun Wohnblöcke zu einem Superblock zusammengefasst, in dem Fußgänger und Radfahrer Vorfahrt haben und Autos nur geduldet werden, wenn sie nicht schneller als mit zehn Kilometern pro Stunde unterwegs sind. Der Verkehr wird ausschließlich über die Hauptverkehrsstraßen auß

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