Wie Katzen die Gesetze der Physik austricksen

6 min lesen

DIE FABELHAFTE WELT DER MATHEMATIK

Dass Katzen stets auf ihre Pfoten fallen, gab Physikern lange Rätsel auf. Wie sich herausstellt, können die Tiere einen Sturz aus jeder beliebigen Fallhöhe überstehen – zumindest theoretisch.

In New York City ist Medienberichten zufolge im Jahr 2018 eine Katze aus dem Fenster einer Wohnung im 32. Stockwerk auf harten Asphalt gefallen – und hat überlebt. Nach einem zweitägigen Aufenthalt beim Tierarzt, der die kollabierte Lunge und abgebrochene Zähne behandelte, konnte der Vierbeiner wieder nach Hause. Wahrscheinlich haben weitere ähnliche Situationen das Sprichwort hervorgebracht, Katzen hätten sieben Leben. Seit Jahrzehnten versuchen Forscherinnen und Forscher verschiedenster Disziplinen die erstaunlichen Überlebenskünste zu verstehen.

Allerdings waren es nicht die Stürze aus Schwindel erregenden Höhen, die Physikerinnen und Physikern Ende des 19. Jahrhunderts Rätsel aufgaben. Vielmehr stutze die Fachwelt, als sie Aufnahmen von Katzen sah, die sich während des Fallens um ihre eigene Achse drehten und auf den Pfoten landeten. Die Fotografien zeigen eine Person, die eine Katze so an ihren Beinen festhält, dass der Rücken zum Boden zeigt. Dann wird sie losgelassen. Zunächst schwebt die Katze weiterhin falsch herum in der Luft, mit dem Rücken zum Boden zeigend. Doch in den nächsten Aufnahmen geschieht etwas, das die Gesetze der Physik eigentlich verbieten: Das Tier dreht sich und landet auf den Pfoten.

Natürlich wusste man auch damals schon aus alltäglichen Beobachtungen, dass die Vierbeiner sich in der Luft drehen können. Doch man war davon ausgegangen, dass sie den dafür nötigen Schwung erhalten, indem sie sich von der Oberfläche abstoßen, von der sie fallen. Denn gemäß der Drehimpulserhaltung kann ein Objekt, das sich nicht dreht, ohne äußeren Einfluss unmöglich plötzlich rotieren. Doch auf den Aufnahmen ist genau das klar zu sehen: Anfangs fällt die Katze gerade herunter –und dann gelingt es ihr trotzdem, sich um ihre Achse zu drehen. Wie ist das möglich?

Viele Menschen denken, Mathematik sei kompliziert und öde.

In dieser Serie möchten wir das widerlegen – und stellen unsere liebsten Gegenbeispiele vor: von schlechtem Wetter über magische Verdopplungen hin zu Steuertricks.

Manon Bischoff ist Redakteurin für Mathematik und Physik bei Spektrum der Wissenschaft.

Dieses Phänomen beschäftigte zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter James Clerk Maxwell, den Entdecker der Elektrodynamik. Er führte mehrere Experimente durch, in denen er Katzen aus verschiedenen Höhen auf Betten und Tische sowie aus Fenstern fallen ließ. Doch erst im Jahr 1969 konnte das »Problem fallender Katzen« gelöst werden. Wie sich herausstellte, hatte man den Körper der Katze während des Falls nicht gena

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel