Ein ganz besonderes Raubtier

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Fünf Massenaussterben erschütterten bislang die Erde. Das sechste Mal läuft gerade an und ist menschengemacht. Wann genau begann die Entwicklung – und warum tut der Mensch das?

Karin Schlott ist promovierte Archäologin und Redakteurin für Archäologie, Geschichte und Anthropologie bei »Spektrum der Wissenschaft«.

HOMO SAPIENS

JAGDERFOLG Das Bild des russischen Malers Wiktor Michailowitsch Wasnezow (1848–1926) aus dem Jahr 1883 zeigt ein rustikales Fleischmahl von Steinzeitmenschen.
Befeuerte ihr Jagdverhalten in der Realität das Artensterben?
ALAMY / HERITAGE IMAGE PARTNERSHIP LTD; BEARBEITUNG: SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT

Wir sind bald mittendrin und voll dabei, im sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte. So ergaben Berechnungen, dass in den vergangenen 500 Jahren Tier- und Pflanzenarten ungefähr 100- bis 1000-mal schneller verschwanden oder vom Aussterben bedroht waren, als es in einem funktionierenden Ökosystem der Fall sein dürfte. Von vermutlich acht Millionen existierenden Tier- und Pflanzenarten drohen rund eine Million für immer verloren zu gehen, ein Teil davon bereits in den kommenden Jahrzehnten. Das resümieren die Experten des Weltbiodiversitätsrats der Vereinten Nationen in ihrem jüngsten globalen Artenzensus aus dem Jahr 2019.

In den vergangenen 450 Millionen Jahren haben fünf große Massenaussterben die jeweils herrschende Artenvielfalt dezimiert (siehe »Die großen Fünf«). Und jedes Mal waren es natürliche Vorgänge – Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge, Meeresspiegelschwankungen –, die mal schleichend, mal schlagartig die bisherigen Lebensbedingungen derart veränderten, dass 75 bis 90 Prozent aller damals vorkommenden Spezies für immer vom Erdball verschwanden. Als Ursache für das sechste Ereignis dieser Art haben Forscherinnen und Forscher jedoch einen anderen Missetäter dingfest gemacht: den Menschen.

Nur: Wie haben wir das angestellt? Und wann fing die Menschheit an, diese Krise heraufzubeschwören?

Für den derzeitigen raschen Artenverlust benennt der Weltbiodiversitätsrat folgende Faktoren: Zu Lande wie zu Wasser nehmen Menschen sehr viel Fläche für sich in Anspruch und schröpfen sie – vor allem für Landwirtschaft und Viehhaltung, für Städte und Verkehrswege. Dabei geraten Abgase, Plastik, Öl, Treibhausgase und weitere Abfälle in die Umwelt; Tiere und Pflanzen werden verschleppt und dringen in andere Ökosysteme ein. Unter den Folgen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Zerstörung von Habitaten leiden Flora und Fauna.

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