Ab auf die Insel!

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MEIN SCHÖNSTES ERLEBNIS

RUNNER’S-WORLD-Leserin Tanja Hiort gewann per Los den Startplatz für die Syltumrundung. Es war das Ticket für das Laufabenteuer ihres Lebens 

01 Der North Sea Ultra führt einmal rund um die Insel. Im Hintergrund der kleine Leuchtturm in Kampen

North Sea Ultra – 111 Kilometer Laufspaß auf Sylt“: Diese Ankündigung für das Laufevent hatte ich im sozialen Netzwerk schon öfter gelesen. Ich sah tolle Fotos mit tollen Menschen. Aber 111 Kilometer? Nein, das war doch eigentlich noch nichts für mich. Doch ich konnte nicht widerstehen und nahm trotzdem an einer Startplatzverlosung zum Event teil.

Als ich dabei leer ausging, atmete ich auf. Kein Glück – also noch mal Glück gehabt. Doch dann erhielt ich die Nachricht, dass die ursprüngliche Gewinnerin abgesprungen und ich nachnominiert worden sei. Meine Emotionen bewegten sich zwischen Freude und Panik. Nur noch vier Wochen bis zum Start, dachte ich. Wie erzähle ich das meiner Familie? Kann ich das überhaupt schaffen? Da laufen bestimmt nur die Ultra-Ultraläufer mit, schoss es mir durch den Kopf. Absolutes Gedankenchaos. Meinem Mann erzählte ich, dass ich einen Startplatz für ‚so ’nen Lauf auf Sylt‘ gewonnen hätte, der in vier Wochen erstmals stattfände und ob er nicht als Support mitkommen möge. Er schaute mich bloß an und stellte die eine Frage: ‚Wie viele Kilometer?‘ Ich stammelte: ‚Ja, also so ungefähr 111. Einmal um die Insel herum.‘ Er stimmte zu – ich glaube zunächst aus Sorge, weil er mich gut kennt und weiß, dass ich, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, es auch auf Teufel komm raus durchziehen werde. Nur wenigen Eingeweihten erzählte ich von meinen Plänen, da ich selbst einige Zweifel hatte, ob ich das überhaupt schaffen könnte.

Ich bin zäh und auch mental sehr stark, aber mein erster Ultra vor knapp einem Jahr in Biel hatte mich ab Kilometer 75 von 100 sehr an meine Grenze gebracht. Fast trotziger Pragmatismus machte sich breit. Ich wollte es auf jeden Fall versuchen und falls es nicht laufen würde, sah ich die Option, mich mit einem Bier irgendwo unterwegs in die Dünen zu setzen und das Rennen vorzeitig zu beenden.

Der Hamburg-Marathon wurde plötzlich zum Long Run und mein gnadenloser Optimismus war wieder da. 111 Kilometer sind zwar mehr als zweimal 42,195 Kilometer, aber solche Gedanken verbannte ich auch wieder schnell. Der normale Arbeitsalltag plus Familie ließen nur wenig Raum für negative Gedanken. Und über die Website der Veranstaltung gab es immer mehr Infos und Details zur Streckenführung, sodass meine Spannung stieg.

Dann ging es endlich los. Freitag, Sonne satt, 15:00 Uhr Briefing in Kampen. Eine kleine Gruppe von etwa 15 Personen. Strecke und Ausrüstung wurden besprochen und wir verzogen uns in unser Quartier. Die Nacht vor dem Rennen war schlafarm. Wir hatten ein Zimmer in der Jugendherberge in List gebuc

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