Erfolgreicher Griff nach sechs Marathonsternen

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Bei seinem ersten Versuch in einem Marathon-Majors-Rennen landete Hans-Peter Ketterl im Krankenhaus. Acht Jahre später komplettierte er die Serie

VonIRINA STROHECKER •FotoSTEFAN LOEBER

New York, Berlin, Boston, London, Chicago, Tokio: Viele Läuferinnen und Läufer träumen davon, so viele dieser sechs außergewöhnlichen Marathons wie möglich unter die Sohlen zu nehmen – oder gar die Sammlung komplett zu machen. Hans-Peter Ketterl war im Jahr 2013 der Erste, dem dies gelang. Wie fühlt man sich als erster Six-Star-Finisher der Welt?

„Ich stand vor dem Start des letzten Rennens in Tokio ganz schön unter Druck. Denn der Veranstalter kam im Vorfeld auf mich zu und informierte mich, dass ich der einzige Mann im Feld sei, der bereits alle fünf Majors zusammenhatte. Tokio war gerade zum Majors-Rennen ernannt worden und fehlte mir damit natürlich. Ich hatte mir für Tokio vorgenommen, Bestzeit zu laufen. Mein Ziel war es, schneller als George W. Bush zu sein. Nun ging es auf einmal um mehr“, erzählt Ketterl. Der 43. Präsident der Vereinigten Staaten hat eine Marathon-Bestzeit von 3:44:52 Stunden, gelaufen vor seiner Amtszeit im Jahr 1993 beim Houston-Marathon. Hans-Peter Ketterl erreichte sein Ziel: Trotz des medialen Drucks schaffte er den Marathon in der japanischen Hauptstadt in 3:38:57 Stunden – bis heute seine Bestzeit. Die Urkunde mit den sechs Sternen erhielt einen Ehrenplatz in seinem Arbeitszimmer in München: „Das ist meine wertvollste Urkunde. Alle sechs Marathonveranstalter haben handschriftlich darauf unterschrieben“ – darunter Mark Milde für Berlin und Mary Wittenberg für New York.

„Zum Marathonlauf kam ich durch ein Preisausschreiben in einer Zeitschrift, bei dem man die Teilnahme am New-York-Marathon gewinnen konnte“, erinnert er sich an das Jahr 2005, als sein Marathon-Abenteuer begann. „Ich reiste gemeinsam mit meiner Frau nach New York. Es war trotz allem ein tolles Erlebnis, jedenfalls die erste Streckenhälfte bis in die Bronx. Doch sieben Kilometer vor dem Ziel schaltete mich mein Körper ab. Ich wurde plötzlich ohnmächtig.“

Ketterl war der typische Einsteigerfehler unterlaufen: Er hatte sich von der Stimmung mitreißen lassen und war viel zu schnell losgelaufen. Als er im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein kam, stellte er dem Krankenpfleger zuerst die Frage: „Am I going to die?“ („Werde ich sterben?“) Dessen Antwort fiel pragmatisch aus: „Not today!“, berichtet Ketterl – „nicht heute.“ Nach dieser dramatischen Erfahrung war ihm klar

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