BERGE TALER SEEN

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GRAVELN IN ÖSTERREICH

STEILE WEGE, HOHE BERGE, TÄLER, SEEN, RUHE – ALL DAS BIETET „GRAVEL TIROL“. GEHEIMTIPPS UND TRAUM-TOUREN FÜR GRAVEL-FAHRER

Fotos: Gideon Heede

Sechs km/h, 17, 18, 19 Prozent Steigung auf losem Untergrund – ich muss auf dem Sattel immer weiter nach vorne rutschen, damit mein Vorderrad nicht den Kontakt zum Boden verliert. Im Stehen fahren kann ich nicht – sonst würde das Hinterrad auf dem schmalen Schotterweg durchdrehen. Ein paar Minuten später bin ich oben auf rund 1350 Metern über dem Meer. Dies ist der höchste Punkt meiner heutigen Tour. Ich bin im Tannheimer Tal. Seitdem ich mit dem Radsport angefangen habe, war ich fast jedes Jahr hier. Doch meine heutige Tour ist dennoch eine Premiere: Zum ersten Mal bin ich nicht mit dem Rennrad, sondern mit dem Gravelbike in einem der schönsten Hochtäler Europas unterwegs. Unter mir im Tal: der 73 Hektar große Haldensee.

Seen & Täler

Ich bremse und halte an – zum gefühlt hundertsten Mal heute. Selten habe ich während einer Tour so viele Fotos gemacht – und so wenig auf meine Durchschnittsgeschwindigkeit und Leistungszahlen geachtet. Das Wasser des Haldensees schimmert türkisgrün in der Nachmittagssonne. Ich bin rund 200 Meter oberhalb des Sees im Schatten des Waldes. Unten am See sehe ich Menschen. Hier oben bin ich alleine. In den vergangenen Stunden habe ich nur ein paar Wanderer und E-Biker getroffen. Gestartet bin ich heute Morgen in Pinswang im Bezirk Reutte in Tirol.

Begonnen hat meine Tour auf Asphalt, doch schon nach wenigen Kilometern führte sie mich fast ausschließlich über gut ausgebaute Schotterwege. Über die historische Fürstenstraße fahre ich weiter über die bayerische Grenze ins Allgäu. Die Strecke führt mich vorbei am Alpsee und den Königsschlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein. Direkt nach Füssen geht es bergauf. Doch der Anstieg ist nicht lang – und auch nicht sehr steil. Er führt mich zum Alatsee. Erzählungen zufolge soll in ihm am Ende des Zweiten Weltkrieges ein Goldschatz versenkt worden sein. Es folgt eine kurze, schnelle Abfahrt hinunter nach Vils. Von hier aus fahre ich im Vilstal weiter bis ins Tannheimer Tal. Da ich flussaufwärts fahre, geht es rund 30 Kilometer fast durchgehend bergauf. Doch die Steigung ist meist moderat. In Tannheim biege ich links ab, umfahre den Ortsteil Berg – und muss immer wieder zweistellige Steigungszahlen überwinden. Oben werde ich mit einem traumhaften Ausblick über den Haldensee belohnt. Eine halbe Stunde lang sitze ich einfach nur da und genieße die Aussicht. Irgendwann zwinge ich mich dazu, aufzustehen und weiterzufahren. Von hier aus geht es fast nur noch bergab. Das Tannheimer Tal verlasse ich über den alten Gaichtpass, einen Schotterweg unterhalb der neuen Passstraße, die beim Radmarathon Tannheimer Tal den Schlussanstieg auf dem Rückweg darstellt. Der alte G

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